La famille

Die geplante Legalisierung der Homoehe in Frankreich entfesselt Leidenschaften. Allerdings nicht nur positive. Hass und Intoleranz verschafften sich Gehör. Am Samstag demonstrierten über 70 000 Menschen in Paris. In ganz Frankreich protestierten bis zu 100 000 Personen gegen das Vorhaben. Unter ihnen waren Mitglieder der katholischen Kirche, Abgeordnete der bürgerlichen Rechten und auch ­einige »Dissidenten« der Linksparteien. Die Inhalte sind vage. Es wird »allen Kindern eine Mutter und ein Vater« gewünscht, außerdem wird betont, man sei nicht homophob, sondern habe vor allem Bedenken hinsichtlich der Adoption von Kindern. Richtig wüst wurde es am Sonntag. Knapp 10 000 Personen folgten in Paris einem Aufruf der rechten katholischen Organisation Civitas. Am späten Nachmittag krakeelte eine Horde johlender Achtjähriger auf dem Boulevard Saint-Germain: »Erste, zweite, dritte Generation – wir sind alle Kinder – von Heteros!« Die Parole ist geklaut, im Original heißt es: »Wir sind alle Kinder von Einwanderern!« Ich frage die Umstehenden: »Wissen die überhaupt, was das bedeutet?« Prompt droht mir ein bulliger Mann Schläge an: »Ich habe schon einige Typen auseinandergenommen.« Schon beim Auftakt wurden mehrere Menschen zusammengeschlagen, auch ukrainische Feministinnen der Gruppe »Femen«. Die Journalistin Caroline Fourest, die sie begleitete, wurde ebenfalls verprügelt. Einer Ukrainerin wurde ein Zahn ausgeschlagen. Am Sonntag waren auch mehrere rechtsextreme Gruppen vor Ort, auf ihren Transparenten standen Parolen wie »Frankreich braucht Kinder, nicht Homos«. Der Front National (FN) hatte nicht zur Demonstration aufgerufen, aber den Mitgliedern ausdrücklich die Teilnahme freigestellt. Bruno Gollnisch, ehemaliger Vizevorsitzender des FN, war an beiden Tagen dabei. Am Samstag beteiligten sich auch viele Parlamentarier der UMP. Anfang kommenden Jahres, am 13. Januar, wenn der Gesetzentwurf ins Parlament kommt, soll erneut gegen die Homoehe demonstriert werden.