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Wenn Ihnen Ihre Partnerin »Honey, kannst du etwas für Kenia tun?« ins Ohr flüstert, sollten Sie sich darauf gefasst machen, dass die »Sexytime« in den nächsten Tagen flachfallen wird. Denn das kenianische Frauenbündnis G 10 hat vergangene Woche zu einem sieben Tage dauerndem Sexstreik aufgerufen, da »die Regierung nicht an die einzelne Person«, sondern »nur daran denkt, wer die Führungsrolle von was« übernehmen sollte. Diese Ansicht teilt Ida Odinga, die Ehefrau des Premierministers Raila Odinga, die sich kurzerhand zu »100 Prozent« dem Sexboykott angeschlossen hat.
Nach den umstrittenen Wahlen 2007, bei denen Mwai Kibaki als Präsident bestätigt wurde, kam es zu Massakern, heftigen Kämpfen und Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei. Über 1 000 Menschen wurden getötet und 300 000 vertrieben, Menschenrechtsorganisationen werfen der Polizei zahl­reiche Morde vor. Erst als Kibaki und sein Kontrahent Odinga sich auf eine Koalitionsregierung einigten, beruhigte sich die Lage. Zu einer unabhängigen Untersuchung der Vorwürfe gegen die Polizei konnte die Regierung sich nicht durchringen. Nun fühlt sich der Premierminister nicht nur von seiner Frau, sondern auch »vom Präsidenten kaltgestellt«, die Koalitionspolitiker sind vornehmlich mit dem Streit um Macht und Pfründe beschäftigt. Der Regierungssprecher Francis Mwaka betrachtet das als normal: »Koalitionen auf der ganzen Welt haben Meinungsverschiedenheiten.« Überdies habe sich die Regierung immer um die Lösung der Probleme bemüht, »auch schon vor dem Boykott«.
Viele Kenianer sind entnervt, Martin Kamau etwa findet, dass »sieben Tage einfach viel zu lang« seien. Ein anderer Mann, der möglicherweise bereits Opfer eines individuellen Streiks wurde, meint hingegen: »Sieben Tage sind nichts.« Er könne »ein ganzes Jahr lang« warten. Der Aufruf gilt übrigens auch für Prostituierte, selbst »wenn wir sie selber auszahlen müssen«, gab Patricia Nyaundi, eine Sprecherin des Bündnisses, an. Selbst wenn der Streik keinen politischen Wandel bewirken sollte, hat er doch etwas Gutes: Öffentlich über Sex zu reden, war vor diesem Boykott ein Tabu, die Aktion sorgt also immerhin für guten und neuen Gesprächsstoff.