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Die Türme auf der Leinwand

Oliver Stone. Er hat es getan, er hat ihn gedreht, den ersten richtigen World Trade Center-Film nach den Ereignissen des 11. Septembers 2001: Oliver Stone. Ausgerechnet er, der noch mit fast jedem seiner Filme eine Kontroverse auslöste und den amerikanischen Traum fast immer als Albtraum inszenierte. In »Platoon« wird der Vietnam-Krieg als Desaster beschrieben, in »Nixon« wird der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten auseinandergenommen, in »JFK« alle nur erdenkbaren Verschwörungstheorien rund um die Ermordung John F. Kennedys – etwa: war’s in Wahrheit die CIA? – mehr als nur ernst genommen.

Oliver Stone hat es immer geliebt, sein Publikum zu provozieren und amerikanische Selbstzufriedenheit gehörig gegen die Wand fahren zu lassen. Sein letzter Film war ein Portrait Fidel Castros, des »Commandante«, und Stone feiert in dem Film den Feind Amerikas als Helden.

Dass einer wie Stone nun einen Film über ein so sensibles Thema wie den 11. September drehen durfte, ist an sich schon eine kleine Sensation. Bedenken muss man auch, dass Stone den Anschlag auf das World Trade Center anfangs eher bejubelte als kritisierte. Doch die ersten Reaktionen auf seinen Film, der diese Woche in den USA anlaufen wird, sind ziemlich positiv. Und zwar von allen Seiten, von rechts wie von links. Stone scheint erstaunlicherweise im ersten Anlauf ein angemessener Film über den 11. September gelungen zu sein. (aha)

Alkohol und andere Probleme

Mel Gibson. Was ist eigentlich los mit Mel Gibson? Das fragte man sich bereits, als er seinen Jesus-Schinken »The Passion«, den blutigsten Jesusfilm aller Zeiten, in die Kinos brachte. Bereits anlässlich dieses Werks wurde heftigst über Gibson und dessen vermeintliche Sympathie für Antisemitismus spekuliert. In »The Passion« sieht man nur grimmige Juden, die eifrig den Tod Jesu fordern und ihn mit großer Brutalität ans Kreuz nageln lassen. So eindeutig wie Gibsons Film hat kein anderer Jesusfilm die Juden als brutale Mörder des »Messias« dargestellt und damit ein beliebtes antisemitisches Klischee bedient.

Damals gab es nur den Film, der einen über Gibsons persönliche Einstellung spekulieren ließ, er selbst vermied explizite antisemitische Äußerungen und betonte auf Anfragen pflichtbewusst, auf keinen Fall Antisemit zu sein.

Man wird ab sofort »The Passion« mit anderen Augen sehen müssen. Denn Gibson scheint seine wahre Intention für seinen Film nun nachgereicht zu haben. Er wurde volltrunken von einem Polizisten aus seinem Wagen geholt, und dabei muss sich Gibson gehörig gehen lassen haben. Er beschimpfte die Juden an sich und soll unter anderem gesagt haben: »Die Juden sind verantwortlich für alle Kriege der Welt.«

Gut, Gibson war betrunken, aber dadurch lässt sich nicht alles entschuldigen. Im Wein steckt die Wahrheit, sagt ein Sprichwort, und man kann somit auch mit gutem Recht sagen, dass Gibson mit gelockerter Zungen endlich mal das von sich gab, was er schon immer mal sagen wollte. (aha)

Berlin is a Jungle

Bandnamen. Schon früher gaben sich in der Popmusik Bands Namen mit Bezügen auf Städte und Länder. Wir denken da an »Berlin«, »Chicago«, die »New York Dolls« oder die verrückte Sixties-Band »United States Of Amerika«. Doch damals waren die Namen noch übersichtlich, relativ klar und machten meist auch Sinn: die »New York Dolls« kamen wenigstens aus New York und »United States Of America« aus den USA.

Der neue Trend, sich möglichst bizarre Namen zuzulegen, in denen Städte und Länder scheinbar willkürlich eine Rolle spielen, ist da anders.

»Architecture from Helsinki« beispielsweise kommen, anders als man vermuten könnte, aus Australien, »I’m From Barcelona« aus Schweden, »Portugal, the man« aus Chigaco. Wahrscheinlich geht es hierbei darum, sich nicht zu identitär mit sich selbst auszugeben und die eigene Herkunft zu verschleiern. Alles andere wäre ja auch langweilig. Es gibt noch ein amerikanisches Label, das sich seltsamerweise »Munich« nennt, und natürlich kommen auch »Forward, Russia!« nicht aus Moskau, sondern aus dem englischen Leeds. Nur die »New York Dolls«, die es nach Jahrzehnten auch wieder gibt, bleiben auch wirklich eine New Yorker Band. (aha)