Nachrichten

Ausgebombt

Zum Tod von Greg Shaw. Er war nie so berühmt wie Lester Bangs oder Nick Cohn, diese Ikonen des Rockjournalismus. Doch ohne Greg Shaw, diesen Maniac, hätte wohl Cohn und Bangs ein echtes Vorbild für ihr eigenes Treiben gefehlt.

Wenn man heute nochmals die bei Rowohlt als Buch erschienenen Texte aus Shaws Fanzine Bomp! durchschaut, lässt sich bestens rekapitulieren, welche Bedeutung sein Entdeckerdrang damals, in den Sechzigern, aber auch noch in den Siebzigern, gehabt haben muss. Ohne ihn wäre so manche kuriose, aber tolle Band vielleicht längst vergessen. Schließlich hat er sich bevorzugt dem Ephemeren der Popkultur gewidmet, wilden Surfpunkbands, kuriosen Doo-Wop-Combos und Garagenrockern, die außer ihm nur noch einer Handvoll anderen Spinnern etwas bedeuteten.

Shaw näherte sich diesen Randgängern des Pop mit ungeheurer Liebe, nahm sie ernst, als seien sie die neuen Beatles oder zumindest die neuen Captain Beefhearts, erklärte sie zu echten Helden, obwohl sie vielleicht nicht mal das Geld für ihre Miete hatten. Der Legende nach hat Shaw nebenbei auch noch die Begriffe »Punk« und »Garage Rock« erfunden, durchaus vorstellbar wäre es.

Nur über Musik zu schreiben, reichte ihm irgendwann aber nicht mehr. Er wollte nicht nur beobachten, sondern Teil des großen Wahnsinns sein. So managte er die Flamin’ Groovies und gründete ein Plattenlabel, außerdem versuchte er sich als Organisator von Tourneen. Auch in den Achtzigern gab er sich nicht selbst auf und wurde nicht zu einem dieser furchtbaren Sixties- und Punkrock-Nostalgiker, die so taten, als läge ihr Leben schon hinter ihnen. Er entdeckte und managte vielmehr die großen, die gigantischen Heroinrocker Spacemen 3 und setzte damit erneut Zeichen. Doch irgendwann hat selbst für einen wie Greg Shaw die Party ein Ende, wenngleich auch viel zu früh. Vorletzte Woche verstarb er im Alter von 55 Jahren an Herzversagen.

Gähn!

Rolling Stone. Nun ist’s vollbracht: Der deutsche Rolling Stone, das Zentralorgan von mediokren Männern, die über die Musik anderer mediokrer Männer berichten, feiert sein zehnjähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass hat man das gemacht, was derartige Magazine zu derartigen Anlässen immer machen: Man hat in einer Sondernummer eine ultimative und endgültige Liste mit den 500 wichtigsten und tollsten Platten aller Zeiten herausgegeben.

Früher begnügte man sich bei derartigen Unternehmungen meist mit wahlweise 50 oder 100 Platten, doch für den deutschen Rolling Stone mussten es nun eben gleich 500 Platten sein, die man besitzen oder zumindest kennen sollte. Doch warum diese 500, wo doch nirgendwo in dieser Liste eine echte Überraschung zu entdecken ist?

Auf Platz Eins landete beim deutschen Rolling Stone somit Bob Dylans »Blonde On Blonde«, auf Platz zwei »Revolver« von den Beatles, und so geht’s dann weiter: mit noch mehr Dylan, noch mehr Beatles und natürlich einem Haufen Stones. Auf den ersten zehn Plätzen finden sich ausschließlich die Werke weißer Männer, erst dann kommen erste Lichtblicke wie Jimi Hendrix und Joni Mitchell. Elektronische Musik oder gar Techno, klar, taucht überhaupt nicht auf in dieser Altherren-Hitparade. Schade, aber egal.

He’s back!

Harald Schmidt. Er kommt zurück. Harald Schmidt, der Unantastbare, die wichtigste Mediengestalt des deutschen Fernsehens, wird sein TV-Comeback feiern. Und zwar exakt ein Jahr, nachdem er sich aus der Fernsehunterhaltung verabschiedet hatte. Damit will er natürlich ein Zeichen setzen. Denn seinen alten Sender Sat 1 hat er im Groll verlassen, als dort sein Freund Fred Kogel geschasst wurde. Nun ist Schmidt bei der ARD gelandet, die sich in der letzten Zeit redlich um ihn bemüht hatte. Jeden Mittwoch und Donnerstag wird er dort um 23 Uhr auf Sendung gehen, mit einer neuen Show und einem neuen Programm, das sich freilich wohl nicht so sehr von seiner ehemaligen »Harald Schmidt Show« unterscheiden wird.

Nach seinem Fernsehausstieg ist Harald Schmidt viel in der Welt herumgetingelt, hat hier und dort mal ein wenig den Theater- oder Kunstbetrieb aufgemischt, es sich vor allem aber gut gehen lassen. Auf Sat 1 musste man statt Schmidt Anke Engelke in der »Late Night Show« ertragen, doch auch damit ist ja inzwischen Schluss. Auch mit Haralds Schluss ist nun Schluss. Kurz: Die Harald-Schmidt-freie Zeit hat ein Ende. Zum Glück.