Sedierendes Spiel

Sedierendes Spiel

Acht Wochen Sperre lautete das Urteil für den Gladbacher Spieler Quido Lanzaat, dessen Urin beim Münchner Hallenmasters in der Winterpause THC-positiv getestet worden war. Während der Titel der Borussia nicht aberkannt wurde - obwohl Lanzaat im Finale gegen Fürth kurz zum Einsatz gekommen war - ist der Fall für Lanzaat mit dem Urteil noch nicht erledigt, denn nun wird gegen den 20jährigen wegen illegalen Drogenbesitzes ermittelt.

Wie Heinz-Jürgen Vitz, Sprecher der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach, betont, sei bei Lanzaat »ja davon auszugehen, dass er nicht bei irgendwem an der Haschischpfeife gezogen hat, sondern es selbst mitgebracht hat«. Dem Spieler den vermuteten Drogenbesitz jedoch auch tatsächlich nachzuweisen, dürfte schwer werden, Zeugen gibt es nämlich keine.

Und überhaupt ist auch nicht sicher, ob man wirklich bewusst und tief inhaliert haben muss, um einen hohen THC-Wert im Blut zu erreichen. Das Passivrauchen scheint bereits zu genügen, den Spielern von Ajax Amsterdam wurde daher schon im vorigen Jahr untersagt, bestimmte Fanclubs, in denen bekanntermaßen viel gekifft wird, zu besuchen. Auch der Handball-Nationalspieler Stefan Kretzschmar sagte kürzlich in einem Interview, dass er sich dadurch in seiner persönlichen Freiheit eingeschränkt fühle, da er nicht mehr in alle Clubs gehen könne, ohne befürchten zu müssen, dort möglicherweise THC aufzunehmen.

Und was sollen Haschisch oder Marihuana bei einem Fußballspieler bewirken? Eine Leistungsexplosion? Beim Skispringen, wo die Aktiven sich vor dem Sprung gern noch schnell entspannen und mit einem Glas Schnaps oder einem Zug die Angst nehmen, auch wenn nicht offiziell darüber gesprochen wird, macht das Kiffen durchaus Sinn.

Wird man aber beim Fußball am Ende kreativer im Spielaufbau, fördert der manchmal entstehende Tunnelblick den direkten Weg zum Tor, wo man, endlich angekommen - THC sei Dank - relaxed und stressfrei die Kugel über die Linie schieben kann? Werden ein entspannt am Torpfosten lehnender Keeper und ein fröhlich kichernder Goalgetter für etwas anderes gut sein als für die Hebung der teaminternen Stimmung? Nöö.

Das weiß sogar ein Schnarchverein wie die Mönchengladbacher Jusos: »Marihuana gehört nicht auf die Doping-Liste. Schließlich wirkt ein Joint bekanntlich sedierend. Von unfairer Leistungssteigerung kann also keine Rede sein. Unabhängig davon, ob Lanzaat nun tatsächlich aktiv geraucht hat, sind die Vorwürfe unsinnig. Der DFB missbraucht die Doping-Regeln, um seinen politischen Vorstellungen von einer restriktiven Drogenpolitik Ausdruck zu verleihen«, erklärten sie kurz nach der Urteilsverkündung.

Hin und wieder haben sogar die Jusos mal Recht.