Ab ins Körbchen

Sieben Gründe, warum Basketball die interessanteste Sportart der Welt ist.

Fußballspiele gibt es mittlerweile fast schon jeden Tag - dank Veranstaltungen wie der Champions League, dem Uefa- sowie DFB-Pokal und der Bundesliga. Empfängt der Fan zu Hause die Fernsehsender DSF, Premiere und tm3, kann er manchmal sieben Tage in der Woche Fußball ansehen, locker auf dem Sofa hockend, mit Chips und Bier dazu.

Es gibt aber Sportbegeisterte, denen das nicht reicht. Sie brauchen den Thrill, mitten in der Nacht aufzustehen, um solch unsinnige Sportarten wie Boxen oder die Formel Eins anzusehen. Butterbrot und Kaffee ersetzen dann Chips und Bier, aber dafür passiert in manchen dieser Nächte dann etwas, das sich wirklich anzuschauen lohnt: etwa, wenn ein böser Boxer beißt oder ein Rennfahrer einen Reifenstapel rammt.

Wirklich interessant ist das nur bedingt. Umso bedauerlicher, dass die spannendste Sportart überhaupt im Fernsehen viel zu kurz kommt: Basketball. Basketball? Ja. Dafür gibt es gute Gründe - genau genommen sieben gute Gründe:

Zunächst einmal ist die deutsche Basketball-Bundesliga das beste Argument dafür, die nationalen Sport-Wettbewerbe ersatzlos abzuschaffen und durch internationale zu ersetzen. Denn die deutsche Basketball-Liga ist so ziemlich das Unspannendste, was der Bastketball-Sport so zu bieten hat: Es gibt einen Dauermeister und der heißt Alba Berlin. International hat der Verein hingegen einen schweren Stand: In der Euro-League haben die Berliner bisher von sechs Spielen nur zwei gewonnen. Ganz anders in der Bundesliga. Dort ist das Team bisher ungeschlagen und hat in der Tabelle bereits vier Punkte Vorsprung vor den zweitplatzierten Frankfurter Skyliners. Kein Wunder, denn die Berliner verfügen mit einem Saison-Etat von rund zehn Millionen Mark über so viel Geld wie kein anderer Verein in der Liga, mit bescheidenen vier Millionen Mark haben die Frankfurter das zweithöchste Budget. So kaufen die Berliner sich einfach die besten Spieler - und gewinnen.

Denn Erfolg ist käuflich, und dass es im Basketball wie bei den meisten anderen Sportarten auch primär ums Geld geht, zeigen schon die Namen der deutschen Teams. Bei den Telekom Baskets Bonn, dem SSV hagebau Weißenfels, Universa Bamberg, DJK S. Oliver Würzburg, Herzogtel Trier und SSV ratiopharm Ulm 1846 erkennt selbst der Laie sofort den Hauptsponsor des jeweiligen Teams. Der Blick auf die Tabelle gleicht dem ins Branchenbuch: Vorn stehen diverse Firmennamen, dahinter Zahlen. Ganz oben steht - wie im Alphabet - Alba Berlin. Auch der deutsche Basketball-Meister ist nach seinem Hauptsponsor benannt: dem Entsorgungsunternehmen Alba, das seit 1991 als Hauptgeldgeber den sportlichen Erfolg des Vereins ermöglicht. Die nicht ganz so spendablen Sponsoren des Vereins- Karstadt, adidas, die S-Bahn und die Berliner Zeitung - müssen übrigens mit aufs Spielfeld gemalter Werbung oder Durchsagen des Hallensprechers vorlieb nehmen.

Drittens kommt es beim Basketball nicht so sehr auf Äußerlichkeiten an. Ein Golfer ist nicht ohne stinkreiche Eltern denkbar - beim Basketballer ist vor allem wichtig, dass er spielen kann. Klar, dafür wird er ja schließlich bezahlt. Deswegen ist der Traum, ein Basketball-Profi zu werden, bei den Getto-Kids in den USA so weit verbreitet. Nicht nur dort: Angeblich fährt die Jugend in Deutschland längst auch mehr auf Basketball ab als auf Fußball. Und zwar ohne Geschlechterunterschied.

Die Körpergröße ist beim Basketball übrigens gar nicht so wichtig, wie immer behauptet wird: Albas bester Basket-Getter Frankie King ist beispielsweise der kleinste Mann im Berliner Team.

Grund Nummer vier ist die Korb-Wertung. Denn erzielter Treffer ist nicht gleich erzielter Treffer: Wer nur einen Freiwurf verwandelt, bekommt nur einen Punkt - Elfmeter-Schinden wie beim Fußball lohnt sich also nicht. Dafür erhält drei Punkte, wer von weit weg das Körbchen trifft. Wer daneben wirft, kriegt gar nichts - aber das ist bei allen anderen Sportarten ja auch so.

Fünftens dürfen die Fans auch mitmachen beim Basketball. Ein interaktives Spiel also, aber realer als jedes Game für den Computer. Die Fans dürfen sogar während des Spiels aufs Feld: Um den Hallenfußboden von Zeit zu Zeit blank zu polieren. Das Berliner Entsorger-Team verkleidet außerdem einen Fan als Maskottchen: Er muss das Kostüm eines weißen Geiers mit Riesenschnabel anziehen und immer hinter den Cheerleaders hertapsen. Der "Alba-tros" soll die Stimmung in der Halle anheizen. Das sieht zwar etwas lächerlich aus und unter dem Kostüm ist es auch mächtig heiß, aber wenigstens bekommt der Fan dafür eine "Aufwandsentschädigung" vom Verein.

Und sechstens wären da die Regeln: Regeln sind zwar spießig, aber sie können doch die Spannung eines Spieles beträchtlich erhöhen: Wer angreift, darf nicht wieder zurück. Ein Rückpass in die eigene Hälfte bedeutet automatisch Ballverlust - das motiviert doch ungemein. Und wenn nach 30 Sekunden Angriffszeit der Ball noch immer nicht dorthin befördert worden ist, wo der Zuschauer ihn sehen will - in den Korb -, dann geht der Ball ebenfalls sofort an den Gegner. Der hat dann seinerseits 30 Sekunden - ein ewiges Hin und Her ist also gewährleistet, ohne dass es hektisch wird: Hat eine Mennschaft gerade mal keinen Bock mehr, macht sie einfach Pause, nimmt eine Auszeit, plaudert nett miteinander und genehmigt sich ein Schlückchen. Prima! Und dennoch enden die Spiele oft sehr korbreich: 120 Punkte und mehr erreichen die Teams der US-Liga NBA teilweise in einem Spiel. Gut, anders als beim Hand- oder Wasserball gibt es eben keine Torhüter, sondern nur eine Defence - aber wen wundert's, es gibt ja auch keine Tore.

Ach ja, und ganz zuletzt: Beim Basketball wird der Wettkampf noch richtig angeheizt: Es gibt immer einen Gewinner, und keinen sportlich fairen Gleichstand. Ein Unentschieden kommt niemals vor - es ist gewissermaßen verboten. Haben beide Mannschaften am Ende der zweiten Halbzeit tatsächlich den gleichen Punktestand, wird das Spiel verlängert. Ist nach fünf Minuten immer noch (oder schon wieder) Gleichstand, wird noch mal verlängert, und immer so weiter. Bis eine Mannschaft gewinnt - oder alle Spieler vor Erschöpfung tot umfallen.