Antifa heißt Ranking

Auf die Plätze

In den heiß umkämpften Wettstreit der neuen Bundesländer um den Spitzenplatz rechtsextremer Straftaten ist Bewegung gekommen. Der Berliner Tagesspiegel zapfte vergangene Woche das Bundeskriminalamt (BKA) an und meldete, Sachsen-Anhalt habe es jetzt geschafft: Souverän hätten die Anhaltiner in den letzten fünf Monaten den Brandenburgern bei rechtsextremen Straftaten den Rang abgelaufen.

Doch die Berliner Umlandspampa will so schnell noch nicht aufgeben. Wie das Bundesamt für den Verfassungsschutz (BfV) mitteilte, wird die Brandenburger Stagnation der letzten Zeit nur von kurzer Dauer sein - Nachmeldungen zu rassistischen Straftaten seien in den nächsten Wochen noch zu erwarten.

In den letzten fünf Monaten rangierte hinter Vize-Meister Brandenburg auf Platz drei Thüringen. Als einziges der fünf neuen Länder konnte hier ein enormer Anstieg des rechten Tatendrangs verzeichnet werden. Abgeschlagen auf den Plätzen vier und fünf folgen Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Angesichts sächsischer Nazi-Hochburgen wie Wurzen und Görlitz ist dies verwunderlich.

Doch die Sachsen brauchen nicht deprimiert zu sein. Alle West-Länder halten sich in der Ausübung braungesinnter Gesetzesverstöße stark zurück. Beliebteste Einzeldisziplin bleibt der Angriff auf MigrantInnen, hier liegt nach wie vor Brandenburg an der Spitze. Es folgen Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen.

Daß brandenburgische Zöglinge sich hier regelrecht ins Zeug gelegt haben, kann man schon an der 50prozentigen Steigerung der Angriffe im Vergleich zum Vorjahr erkennen. Waren es 1998 offiziell 22 Gewalttaten, weist Brandenburg dieses Jahr 33 auf.

Das BKA scheint diesen Rekord noch gar nicht wahrgenommen zu haben. In seiner Februar-Statistik meldet das Bundesamt keinen einzigen Übergriff. Dies kann so sicherlich nicht stimmen, da am 13. Februar in Guben der algerische Asylbewerber Farid Guendoul alias Omar Ben Noui bei einer Hetzjagd junger Rechtsextremisten ums Leben kam.

Man kann nur hoffen, daß die obersten Gesetzeshüter Brandenburgs hier nichts vorenthalten, da ein Verschweigen dieser Fakten die eh frustrierten märkischen Jugendlichen sicherlich in Identitätskrisen und große Depri-Phasen stürzen würde. Angesichts der staatlichen Fürsorgepflicht ist dies unverantworlich. Das BKA muß Brandenburg mit allem nötigen Respekt den Status als migrantenfeindlichstes Bundesland zusprechen, um nachhaltige Schäden von der Brandenburger Jugend abzuwenden.

Die deutsche Hauptstadt setzt dagegen zur Zeit andere Maßstäbe. Stand Berlin vergangenes Jahr noch auf dem dritten Platz der Rankingliste fremdenfeindlicher Gewalttaten, so kommt die Stadt jetzt nur noch auf Platz sieben. Vielleicht färbt dieser Trend eines Tages auch auf das märkische Umland ab.