New Democrat Gore

Jetzt ist es offiziell: Al Gore, bisheriger US-Vize-Präsident unter William Clinton, will Nachfolger seines Chefs werden. Und zwar so, wie es sich für Amerika gehört: volkstümelnd und bibeltreu. Mit seiner Heimatstadt Carthage, Tennessee, als Kulisse. Dazu seine Kinder und die Mutter. Seine Frau hat sich bereits erfolgreich bemüht, "schmutzige Stellen" in Schlagern zu zensieren. Als Präsident will Gore für wirtschaftlichen Aufschwung sorgen, die "moralische Führungskraft" und den Wert der Familie stärken - in dieser Reihenfolge. Falls nicht doch der traditionelle Oststaaten-Demokrat Bill Bradley von den Demokraten zum Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im November 2000 bestimmt wird.

Al Gore ist so etwas wie das Original des New Democrat, ähnlich wie Anthony Blairs New Labour oder Gerhard Schröders Neue Mitte. Stolz darauf, im Gegensatz zu Clinton gedient und niemals Haschisch geraucht zu haben, konkurriert Gore voraussichtlich mit Republikaner George W. Bush, Gouverneur von Texas und Sohn des Ex-Präsidenten George Bush. Daß Gore so spritzig wirkt, als hätte er sich Schlagfertigkeit auf seiner einsamen Ranch mühsam selbst beigebracht, haben sich die Rechten schon zunutze gemacht. Ihr Lieblingsslogan: Gore's a bore. But George W. won't trouble you.