Anarchy for the UK

sangen einst die Sex Pistols, und das Motto wurde nach dem Londoner Riot vom vergangenen Samstag vom Daily Telegraph wieder aufgenommen: "Ihre Vertreter mögen Anarchie als eine harmonische Gesellschaftsordnung definieren, in der die Regierung als unnötig abgeschafft ist", so die Tageszeitung. "Aber die Unordnung in der Londoner City gestern macht klar, warum alle anderen sie als ein Synonym für Gewalt und Zusammenbruch von law and order betrachten."

Ein bißchen unordentlich sah es im Bankenviertel Londons denn auch wirklich aus: Steine, eingeworfene Fensterscheiben, abgefackelte Autos, Graffiti an den Wänden, einige aus einem Bankgebäude herausgeworfene Computer und das zerstörte Mobiliar einer McDonalds-Filiale bestimmten das Straßenbild und verursachten die öffentliche Ereiferung. Zuvor hatten am Freitag nach Polizeiangaben über 10 000 Leute an einer Demonstration gegen den Kölner Gipfel der G8-Staaten teilgenommen und offenbar auch einen Marsch zum Buckingham Palace, der Londoner Residenz von Queen Elizabeth II. geplant. Die Polizei sperrte die Straßen zum königlichen Gebäude jedoch ab und setzte ihre Anti-Riot-Einheiten ein. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters äußerten Demonstranten wie Augenzeugen, die Polizei hätte mit Attacken auf den Demonstrationszug und den "Karneval gegen den Kapitalismus" die Auseinandersetzungen begonnen.

Die Krawalle in der Londoner Innenstadt waren die schwersten seit den poll-tax-riots von 1990. Damals hatte die Regierung unter Margret Thatcher eine Zusatzsteuer einführen wollen. Nach den starken Protesten wurde der Gesetzentwurf zurückgezogen.