Blutige Öko-Bohnen

In hiesigen Bioläden findet mexikanischer Biokaffee mit dem Transfair-Siegel bei einer finanzkräftigen KäuferInnenschicht guten Absatz. Manche KäuferInnen glauben mit dem Kauf tatsächlich, "die Menschen in der 3. Welt" zu unterstützen. Dabei unterstützten sie den staatlichen Terror in der südmexikanischen Provinz Chiapas. Darauf wiesen TeilnehmerInnen der Chiapas-Kaffee-Kampagne auf einem Treffen am vorvergangenen Wochenende in Berlin hin. Der von der Firma Lebensbaum vertriebene Biokaffee wird im Genossenschaftsverband Otilio Montana (Udepom) produziert, der nach Angaben von Menschenrechtsgruppen eine zentrale Rolle im Aufstandsbekämpfungskonzept der mexikanischen Regierung gegen die zapatistische Bewegung spielt.

Demnach ist die Genossenschaft Teil des regierungstreuen chiapanekischen Verbandes Sociedad Campesino Magisterial (Socama). Deren paramilitärischer Arm "Paz y Justicia" ("Frieden und Gerechtigkeit") wird für den Tod von über 300 Oppositionellen verantwortlich gemacht. Auch die Vertreibung von EZLN-nahen Campesinos, die Vernichtung ihrer Ernte sowie Folterungen und Vergewaltigungen gehen auf das Konto der Todesschwadron. Ende der achtziger Jahre wurde Socama als "Lehrer-Bauern-Solidarität" von maoistischen Lehrern gegründet, wurde aber schnell von der mexikanischen Regierungspartei PRI integriert. Heute besitzt der Verband gute Kontakte zur mexikanischen Regierung und zum Justizapparat.