Tribunal oder Tribunal?

Hun Sen, einst Teilzeit-Offizier bei den Roten Khmer, jetzt kambodschanischer Ministerpräsident, wollte Friede, Freude, Feierabend. Anfang des Monats begrüßte er zwei der ehemaligen Anführer der Roten Khmer, Nuon Chea und Khieu Samphan, in Phnom Penh und ließ dabei durchblicken, daß eine Verurteilung nicht unbedingt im Interesse der "nationalen Versöhnung" sei.

Westliche Regierungen waren da ganz anderer Meinung. Und plötzlich fand auch Hun Sen, daß ein Tribunal gegen die Anführer angebracht wäre. Einige UN-Juristen waren schon im November nach Kambodscha entsandt worden, um zu entscheiden, welcher Zeitraum untersucht werden soll. Die UN-Kommission bevorzugt eine Beschränkung auf die Jahre 1975 bis 1979, während sich Hun Sen für die Zeit zwischen 1970 und 1998 ausgesprochen hat. Damit würden auch die USA in das Verfahren einbezogen werden. Anfang der siebziger Jahre hatten US-Truppen große Teile Kambodschas bombadiert, um geflohene nordvietnamesische Soldaten aufzureiben und deren Nachschubwege zu unterbrechen.

Nuon und Khieu sind jedenfalls schon wieder in ein von Rebellen kontrolliertes Gebiet zurückgekehrt. Denn Ta Mok, Chef der Roten Khmer, schart alte Kämpfer um sich. Die neue Armee solle aber nicht eingesetzt werden, sondern die "sanfte Versöhnung" sichern, sagte ein Offizier. Es gebe also keinen Grund zur Beunruhigung: "Die Kambodschaner haben aufgehört, sich umzubringen."