Ein Platz an der Sonne

Eine spanische Tageszeitung ortet in Málaga einen deutschen "Soldaten, Nazi, Spion und Konsul"

Über Jahrzehnte lebte Hans Hoffmann an einem angenehmen Platz an der Sonne. Doch für den deutschen Honorarkonsul im südspanischen Touristenzentrum M‡laga ist es mit der Ruhe vorbei, seit sich Indizien verdichten, daß er eine braune Vergangenheit vertuscht. Die spanische Tageszeitung El Pa's hat Dokumente veröffentlicht, die darauf hinweisen, daß Hoffmann während Bürgerkrieg und Franco-Diktatur als Gestapo-Agent gearbeitet hat.

Brisant ist sein Lebenslauf vor allem, weil der 81jährige seit 35 Jahren als deutscher Honorarkonsul fungiert und das Colegio Alem‡n leitet, ein kürzlich auf seinen Namen benanntes Kulturinstitut.

Noch im April letzten Jahres stellte das Auswärtige Amt Hoffmann einen Persilschein aus. Das Berlin Document Center habe ihn mehrmals auf mögliche Verstrickungen in Nazi-Aktivitäten untersucht, aber keine Anhaltspunkte dafür gefunden, erklärte der Staatsminister im Auswärtigen Amt Helmut Schäfer in einer Fragestunde im Bundestag. Fragesteller war der Grünen-Abgeordnete Volker Beck, der Presseberichte zum Anlaß genommen hatte, Aufklärung über die Vergangenheit des Honorarkonsuls zu fordern.

Inzwischen tauchten jedoch Hinweise auf, daß es sich bei dem Namen Hans Hoffmann um einen Nom de guerre handelt, hinter dem sich ein Albert Fuldner versteckt. Dieser sei, nach Berichten des spanischen Geheimdienstes, Gestapo-Agent gewesen und habe als Dolmetscher für die Blaue Division gearbeitet. Für das NS-Regime sei Fuldner alias Hoffmann im diplomatischen Dienst tätig gewesen und in dieser Funktion - unter seinem neuen Namen - nach dem Krieg von der Bundesrepublik Deutschland weiterbeschäftigt worden.

In der Fragestunde des Bundestages war sich Staatsminister Schäfer ganz sicher: "Herr Hoffmann hat sich während seiner Amtszeit von nunmehr 35 Jahren als Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland große Verdienste um den Ausbau der wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zu Spanien sowie der Betreuung deutscher Touristen und der in seinem Amtsbezirk ansässigen Deutschen erworben." Für die Gestapo habe er nicht gearbeitet. Auch von ganz oben wurden Hoffmann höchste Weihen zuteil. Bundeskanzler Kohl vertraute der Bild-Zeitung an, daß das "Lebenswerk dieses Mannes exemplarisch für viele Auslandsdeutsche" sei. Hoffmann selbst wies die Vorwürfe zurück und strengte eine Verleumdungsklage gegen den Münchner Historiker Carlos Collado Seidel an, der die Doppelidentität behauptet hatte. Ein Frankfurter Amtsgericht wies Hoffmanns Klage im Juli ab.

Aber selbst Hoffmanns offizielle Vita ist alles andere als frei von braunen Flecken. Danach ist er 1929 mit seiner Familie nach Spanien gezogen und nach der Reifeprüfung in einer deutschen Schule in Madrid 1936 als Fahnenjunker in eine deutsche Militärschule eingetreten. Nach Beginn der faschistischen Militärrebellion General Francos sei seine Einheit nach Spanien verlegt worden. Ab 1938 zunächst als Dolmetscher und Verbindungsmann zur Franco-Armee eingesetzt, sei er zwischen 1941 und 1942 in das deutsche Generalkonsulat in Bilbao übergewechselt, um dann als Soldat in Rußland eingesetzt zu werden. Von dort sei er aber bereits 1943 nach Madrid zurückgekehrt, wo er bis Kriegsende in der deutschen Botschaft gearbeitet habe. Danach habe Hoffmann Karriere im diplomatischen Dienst der Bundesrepublik gemacht. An seiner Vergangenheit hatte sich niemand gestört.

Dies könnte sich jetzt ändern, denn in den Washingtoner National Archives wurden Spionageberichte gefunden, die Hoffmann als "gefährlichen Agenten der Gestapo" und SS-Mann identifizieren, der über exzellente Beziehungen zu ranghohen spanischen Faschisten wie dem Arbeitsminister José Antonio Gir-n verfügt habe. Die Berichte beziehen sich direkt auf Hoffmann und nicht auf den angeblich mit ihm identischen Fuldner.

Noch in den siebziger Jahren habe der Honorarkonsul im Namen der Frau Gir-ns Grundstücksgeschäfte in M‡laga abgewickelt. Außerdem geht aus den Dokumenten hervor, daß Hoffmann sich an der Entführung deutscher Antifaschisten beteiligte, die später nach Deutschland deportiert wurden.