Wo waren Sie, als das Sparwasser-Tor fiel?

Sepp Maier trainiert heute seine Nachfolger in der Nationalmannschaft

Blöde Frage. Am Boden war ich gelegen. Deswegen kann ich mich auch gar nicht so genau erinnern, wie das Tor fiel. Ich glaube, der Verteidiger Höttges hat ein bisserl geschlafen, der Sparwasser hat ihn an mir vorbeigehaun und ist damit berühmt geworden. Für uns war das gut so, sonst wären wir nicht Weltmeister geworden. Hätten wir zwei, drei oder vier zu null gewonnen, hätte es sicher nicht geklappt mit dem Titel. Wir hatten ja zuvor gegen Chile auch so ein Gurkenspiel hingelegt und dann die Niederlage gegen die DDR - der Oberhammer. Nach diesem Spiel ist das ganze Team zusammengerückt - eine Trotzreaktion. Danach gab es nur noch Siege.

Für unseren Trainer Helmut Schön war das sicher die persönlich höchste Niederlage. Der stammte ja aus Dresden. Für uns Spieler war das nicht so das Aufeinandertreffen der politischen Systeme, zu dem es von den Medien gemacht wurde. Klar, die DDR-Auswahl hat sich riesig gefreut danach, aber sonst war nix, keine dummen Sprüche - auch von unserer Seite nicht. Das war bei einem Europacupspiel mit dem FC Bayern anders. Ob das in Dresden oder Magdeburg stattfand, weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall sind wir von den Spielern dort mit "Ihr kapitalistischen Sauschweine! Begrabt Euch!" empfangen worden. Nach dem Spiel haben wir dann zusammen geduscht, als ob nichts gewesen sei.

Den ostdeutschen Fans, die damals vor unserem Hotel gewartet haben, ist von den Vopos gesagt worden, die Westdeutschen wollten nichts mit ihnen zu tun haben. Entsprechend aufgehetzt war die Stimmung. Das war dann ein richtiger Spießrutenlauf, nachdem wir gewonnen hatten. Wir sind damals für die Propaganda benutzt worden, und ich war, ehrlich gesagt, heilfroh, als wir weg waren.