Donnerstag, 28.06.2018 / 15:41 Uhr

Angriff der Klon-Kicker

Von
Bernhard Torsch
WM-Blog-Vorrundenaus
Bild:
interTOPICS /Chen Yichen Xinhua / eyevine

Am allerdeutschesten war mal wieder Franz-Josef Wagner in Bild: „Auch Verlierer gehören zu uns. Empfangen wir sie nicht als Fremde“, dekretierte er großzügig und ließ dabei durchschimmern, was die größte Drohung in einem xenophob durchdrehenden Land ist, nämlich zu jenen „Fremden“ gemacht zu werden, vor denen sich alle ganz schlimm fürchten und die daher mit der ganzen Gewalt zu rechnen haben, zu der Deutsche fähig sind. Für den Spiegel dichtete Stefan Kuzmany über Zusammenhänge, die er zu sehen meinte: „Eine Politik, die keine Mehrheit hat, kann sich nicht durchsetzen. Und eine Mannschaft, die keine Begeisterung spürt, und sich und außerhalb, auch nicht“. Bedauernswert das Land, das solche Analysen hervorbringt!

Den Fußball Fußball sein zu lassen, wäre zivilisiert. Deswegen ist Fußball in Deutschland nicht nur Fußball. Er muss auch Politik sein, und wenn er nicht will, wird er halt von den lieben Kolleginnen und Kollegen, die jeden Tag was Dummes in die Tastatur hämmern müssen, dazu gezwungen. Selbstverständlich machen auch die rechtsextremen Freaks Politik mit Fußball, wie ein Blick in die auf Twitter gähnenden Mördergruben von AfD-Politikern zeigt. Der sächsische Bundestagsabgeordnete Jens Maier tweetete zum Beispiel: „Ohne Özil hätten wir gewonnen“. Viele andere Fußballnarren, die sich nicht für rechts halten, gaben AfD und CSU die Schuld am   plan- und glücklosen Spiel der deutschen Elf. „Die Jungs“ seien von all den bösen rassistischen Tweets demoralisiert worden, so diese Variante des Wahns, hinter allem stünde immer eine Gruppe, die sich gegen das Gute verschworen habe.

Einen Blick auf die Zukunft des Sports in einem renationalisierten Europa der Grenzzäune gewährte unterdessen die polnische Mannschaft: Elf blonde Klone, die ohne Intelligenz und Eleganz, aber mit ganz viel „Herz“ spielten und den polnischen Fans gaben, was polnische Fans wollen, nämlich eine Mannschaft ohne „Fremde“, deren elende Performance das zwischen ewiger Opferhaltung und aggressivem Nationalismus pendelnde Gemüt bedient.