»Die weltweite Ächtung der Todesstrafe ist ein Kernziel der Bundesregierung«, erklärte letzte Woche Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin. Ihr türkischer Gast und Amtskollege, Hikmet Sami Türk, würde gar nicht widersprechen. Denn getötet wird in Istanbul und Ankara meistens ohne Urteil, wie bei der Erstürmung der Gefängnisse im Dezember (Jungle World, 02/01). Die Lage hat sich noch nicht entspannt: Politische Gefangene führen ihren Hungerstreik in mehreren Haftanstalten fort, während einige Anwälte und Intellektuelle auf einen Kompromiss mit der Regierung drängen. Einer von ihnen ist Rechtsanwalt Ercan Kanar, bis 1998 Vorsitzender des Menschenrechtsvereins (IHD) in Istanbul.