John Cale, Ex-Velvet-Underground, bringt mit »Poptical Illusion« sein 18. Studioalbum heraus

Zerrissen und geschichtet

John Cale scheint keine Ruhe zu kennen: Der mittlerweile 82Jährige hat nun mit »Poptical Illusion« 18. Studioalben veröffentlicht. Es liefert interessanten Art Pop, leider aber ohne wirkliche Höhepunkte.

Eine Collage ziert das Cover von John Cales neuem Album »Poptical Illusion«. Man sieht angerissene Teile von Gesichtern, Pflanzen, Architektur und Landschaften, in der Mitte prangt ein Kameraobjektiv, das auf den Betrachter gerichtet ist.

Schon rein optisch verhält es sich damit gegensätzlich zu Cales vorherigem Album »Mercy« aus dem vergangenen Jahr, dessen düstere Songs mit einem ebenso düsteren, kargen Cover einhergingen. Diese Platte hatte Cale zusammen mit einem beeindruckenden Aufgebot an Gastmusikerinnen und Gastmusikern aufgenommen.

Ähnlich wie bei den Bildschnipseln auf dem Cover wird auch bei der Musik Soundlayer um Soundlayer übereinandergeschichtet, was zu melancholisch-verträumten Songs führt.

In vielfacher Weise bricht nun »Poptical Illusion« mit dem Rezept des Vorgängers. Zwar ist das neue Album auch kein sonniges Popalbum geworden, doch ist die Stimmung darauf zumindest etwas gelöster. Aufgenommen wurde es allein mit seiner langjährigen Produzentin Nita Scott und dem Gitarristen Dustin Boyer, die meisten Instrumente und sämtliche Gesangsparts spielte und sang Cale selbst ein.

Ähnlich wie bei den Bildschnipseln auf dem Cover wird auch bei der Musik Soundlayer um Soundlayer übereinandergeschichtet, was zu melancholisch-verträumten Songs führt. Die Texte kreisen um persönliche und politische Themen; teils scheint Cale, dessen Muttersprache Walisisch und nicht Englisch ist, einfach auch mit dem Klang von Worten zu spielen.

Der 82jährige Cale ist seit mehr als 60 Jahren als Musiker tätig. Von seiner Zeit in der Minimal-Music-Szene New Yorks der frühen Sechziger über die Gründung von The Velvet Underground, seine Kooperation mit Terry Riley als Church of Anthrax und seine Arbeit als Produzent bis hin zu seinen nunmehr 18 Studioalben – Cale scheint keine Ruhe zu kennen.

So klingt »Poptical Illusion« auch nicht retro oder übermäßig selbstreferentiell, sondern liefert interessanten Art Pop, leider aber ohne wirkliche Höhepunkte. Trotzdem lohnt sich der Blick ins Objektiv.


Albumcover

John Cale: Poptical Illusion (Domino)