Klima, KI, Rechtsruck waren die meistdiskutierten Themen auf der Republica

Der Chatbot ist ein Schulversager

Popkolumne. Ein Bericht von der Berliner Digitalkonferenz Republica.

Die Kampagne #unrechts, die Pop­mu­siker:innen wie Cro, Smudo und Tokio Hotel initiiert haben, ruft junge Menschen dazu auf, zur Europawahl zu gehen und das Kreuz nicht an der falschen Stelle zu setzen. Nun, wer Ursula von der Leyen kürzlich auf der Republica zugehört hat, dem dürfte klar sein: Sie wird, um EU-Kommissionspräsidentin bleiben zu können, wohl nicht nur mit der postfaschistischen Ministerpräsidentin Italiens, Giorgia Meloni, zusammenarbeiten, sie ist auch noch zu ganz anderen Zugeständnissen bereit.

Der Bayerische Rundfunk schickte Chat-GPT 3.5 ins bayerische Abitur und der Chatbot kassierte lauter Fünfen.

Doch zum Glück gibt es auf der Digitalkonferenz auch progressivere Diskursräume. Heiß diskutiert wurden Dauerbrenner wie die Rechtsentwicklung in Europa, KI und Chatbots, soziale Ungerechtigkeit und die globale Erwärmung. Der Diplom-Meteorologe Özden Terli zeigte das eindrückliche Youtube-Video »Hear Climate Data Turned into Music«, für das Klimadaten in alarmierende Klänge umgewandelt wurden. Kann mal bitte jemand alle Klimawandelleugner damit Clockwork-Orange-mäßig dauerbeschallen?

Der Bayerische Rundfunk schickte Chat-GPT 3.5 ins bayerische Abitur und der Chatbot kassierte lauter Fünfen. Das Nachfolgemodell Chat GPT 4 schnitt schon um drei Noten besser ab. Das ist allerdings kostenpflichtig. Tja, Pech für Schüler:innen aus dem digitalen Prekariat!

Aufschlussreich war auch der Vortrag von Correctiv-Reporterin Annika Joeres über die Wasserkrise in Europa. Während Bürger:innen angesichts zunehmenden Wassermangels angehalten sind, weniger zu duschen, nutzen Großkonzerne wie RWE, BASF oder Alzchem weiter Milliarden Liter Wasser – fast zum Nulltarif und mit jahrzehntelangen All-you-can-get-Verträgen. Transparenz? Fehlanzeige! Man lässt sich nicht in die Karten schauen, während man weiter munter für Industriebrötchen und Chemiecocktails die Flüsse anzapft. Auf die weiteren Ergebnisse der Correctiv-Recherche darf man gespannt sein.

Einen kleinen Lichtblick bot das Interview mit Blinkist-Gründer Sebastian Klein. Der Verkauf seines Unternehmens machte ihn zum Multimillionär – und unglücklich. So überführte er 90 Prozent seines Vermögens in einen gemeinnützigen Investment-Fonds, der dem systemischen Wandel dienen soll. Das erinnert an den kürzlich verstorbenen Musikproduzenten Steve Albini, der sich weigerte, bei der Produktion einer Nirvana-Platte prozentual am Gewinn beteiligt zu werden: »Ich möchte einfach nur wie ein Klempner bezahlt werden.«