Der Saar-Faktor heißt Oskar

Der Saar-Faktor

Die SPD räumt im Saarland ab.
Die preisgekrönte Reportage Von

»Einfach geil! Einfach geil! Fickt euch doch alle! Ist das geil! Ja scheiße, Alter!« Es sind unaufgeregte, bedächtig gewählte Worte, mit denen Anke Rehlinger den SPD-Sieg bei den Landtagswahlen im Saarland kommentiert. Nach der krachenden Niederlage des bisherigen Amtsinhabers Tobias Hans (CDU) wird sie die nächste Ministerpräsidentin in dem lediglich fußballfeldgroßen Bundesland stellen. Ihrem Vorgänger ruft sie versöhnliche Worte zu: »Verzieh dich, du Klumpo! Wir haben gewonnen! Ist das geil!«

Absolute Mehrheiten für die SPD – davon hat man in diesem Jahrtausend noch nicht gehört. Fieberhaft suchen die Strateginnen und Strategen der Sozialdemokratie nach dem »Saar-Faktor« – der den Erfolg erklären und eventuell sogar wiederholbar machen kann. »Mit Sicherheit hat uns der Krieg unglaublich gutgetan«, freut sich Öhle Haukschlegel, dritter Landesjusovorsitzender. »Wie der Scholz da einfach dem Putin hinlangt und sagt, das entspricht so nicht ­unseren hausinternen Gepflogenheiten, das treibt die Leute an die Urnen. Von mir aus kann der Krieg noch lange so weitergehen!«

Der andere Faktor ist Oskar Lafontaine: Der beliebte Landesopa warf kurz vor der Wahl bei der Linkspartei alles hin, die Wählerinnen und Wähler zogen daraufhin zur SPD. »Nun müssen wir mit Lafontaine verhandeln«, spekuliert Haukschlegel. »Vielleicht schaffen wir es, dass der Oskar vor wichtigen Wahlen auch in anderen Bundesländern irgendwas ­hinwirft. Wenn wir das richtig timen, könnte die SPD vielerorts wieder über 20 Prozent kommen.« Ein bisschen paradox sei es natürlich: ­»Lafontaine wirft hin, weil ihm die Linke zu putinfeindlich ist – und dann wird ausgerechnet die Kruppstahl-SPD gewählt. AfD wäre doch viel logischer! Aber uns kann’s ja wurscht sein.«

Die bisher bundesweit nahezu unbekannte Anke Rehlinger soll jetzt sehr schnell auf weitere öffentliche Auftritte vorbereitet werden. Die 45jährige, die bisher in einem Hühnerstall Nähe Wadern lebte, soll als »Mutmach-Maskottchen« durch die Landesverbände tingeln, verzweifelten Sozis das Haupt tätscheln. »Schafft ein, zwei, viele Rehlingers« ist das Motto für diese neue, kriegsverwöhnte SPD.


Aus der Urteilsbegründung: Leo Fischers preisgekrönte ­Reportagen sind in hohem Maße fiktiv. Ähnlichkeiten mit realen Personen und Geschehnissen sind unbeabsichtigt.