Das giftige Glück« von Gudrun Lerchbaum

Glück atmen

Platte Buch Von

Es fängt so idyllisch an: Wien im Frühling, Bärlauchsaison, und alle Welt zieht aus, um dieses für Speisen vielerlei Art unerlässliche Kraut zu pflücken. Aber plötzlich ist das verboten, uniformierte Muskelprotze verjagen die Pflücklustigen, zur Not mit Gewalt. Der Bärlauch der Saison hat es nämlich in sich. Oder auf sich. Ein neuer Pilz breitet sich auf den Bärlauchblättern aus, und wer ihn zu sich nimmt, erlebt ein ungeheures Glücksgefühl und fällt dann tot um.

Der erste Bärlauch-Mord im Buch geschieht eher aus Versehen: Tödlicher Bärlauch, denkt die ahnungslose Mörderin, das müsse maßlos übertrieben sein, aber die Freude am Essen könne man einer blöden Kuh ja mal verderben. Die Folge: In den Pizzabelag gemischte Bärlauchblätter erledigen eine ungeheuer unsympathische Fernsehmoderatorin. Die Polizei muss ermitteln und nimmt mit sicherer Hand die Falsche fest: Kiki Bach, bereits bekannt aus Gudrun Lerchbaums vorigem Krimi »Wo Rauch ist«, den man aber nicht kennen muss, um diesen hier zu verstehen.

Ein Motiv hätte Kiki, Gelegenheit hatte sie auch, und ist sie nicht gerade erst beim Bärlauchsammeln unangenehm aufgefallen? Der reizende Kommissar Holzer glaubt zwar nicht an ihre Schuld, aber wenn doch alles dafür spricht? Kiki bleibt zum Glück nicht lange in U-Haft, sie wird entlassen mit dem hinreißenden Kommentar einer Wärterin: »Gibt jetzt Castings für Kapitalverbrechen. Bissel ein Botox und sie nehmen dich beim nächsten Mal. Und mach was mit deinen Haaren.« Doch bloß, weil Kiki es nachweislich nicht war, ist der Mord ja noch nicht aufgeklärt. Und außerdem überstürzen sich die Ereignisse, denn mit den pilzbefallenen Bärlauchblättern kann man nicht nur trefflich morden. Wer den Pilz nicht isst, sondern einatmet, wird glücklich, stirbt aber nicht. Jemand könnte also viel Geld machen. Es bleiben Fragen: Ist der Pilz auf natürlichem Weg entstanden oder in einem Labor gezüchtet worden? Und wie ist er in die Wiener Flora geraten? Das alles erfahren wir am Ende dieses fulminanten und witzigen Kriminalromans, dessen unübersehbare Parallelen zu aktuellen Geschehnissen und Diskussionen die Lesefreude nicht im Geringsten trüben.

Gudrun Lerchbaum: Das giftige Glück. Haymon-Verlag, Innsbruck 2022, 272 Seiten, 19,90 Euro