Die Deutschen drehen sich immer nur um sich selbst. Deswegen wird derzeit auch nicht etwa die Ukraine, sondern das dusselige Land Deutschland von Wladimir Putin bedroht. Der wird nämlich, so die These vieler, in nur wenigen Tagen in Berlin einmarschieren, um vor allem Twitter-User entweder zu unterjochen oder zu befreien. Für die Anhänger und Anhängerinnen der Befreiungstheorie gibt es jedoch ein Problem, nämlich das westliche Militärbündnis, das den armen Putin partout nicht machen lassen will, was er möchte. Und deswegen wird nun also eifrig in Kommentarspalten erklärt, dass man nicht gedenke, »für die Nato« respektive »für die fucking Nato« zu sterben, weil, das weiß ja nun wirklich jeder, nur eine rechtzeitig veröffentlichte derartige Erklärung davor schützt, dass eines Tages die Nato an der Tür klingelt und einen sofort nach dem Öffnen erschießt.
Die Gegenseite, also die Leute, die glauben, dass statt der Nato eher Putin klingeln kommen wird, hat bislang noch keine solche rechtsverbindliche Erklärung veröffentlicht, was vielleicht aber auch noch kommt, dauert eben, bis ein solcher Text juristisch wasserdicht formuliert ist. In der Zwischenzeit wird aber schon mal gejammert, weil, wie gesagt, scheiß auf die Ukraine, in Wirklichkeit geht es um Schland.
Das ist anstrengend, vor allem wenn man versucht, Informationen über die aktuelle Lage zu finden, und eher uninteressiert an den jeweiligen persönlichen Befindlichkeiten anderer Leute ist, die in großen Mengen unter den einschlägigen Hashtags gepostet werden. Andererseits ist es ja vielleicht auch ganz gut, wenn die Leute was zu reden haben, dann kommen sie nämlich nicht so schnell auf die Idee, Unfug zu treiben, wokämwadennsonsthin.
Und so sitzt die Welt da und wartet, was denn nun passiert mit der Ukraine, und das dusselige Land sitzt da und ist schon mal das tatsächliche Opfer. Also wenn es nicht gerade über Gold jubelt, genauer: Gold! Gold! Gold! Wahnsinn.
