Der Antizionismus im Rap ist Normalität

Von Bush bis Bushido

Die Gangsterrapszene flutet die sozialen Medien mit antizionistischen Posts. Wer beim großen Israel-Diss nicht mitmacht, wird selbst gedisst. Aber es gibt auch Kritik.

Es ging jüngst hoch her in Deutsch­rap-­Kreisen. Nicht von ungefähr spricht der jüdische Rapper Ben Salomo von einer »digitalen Influencer-Intifada« und warnt, dass die Flut von antizionistischen Posts antisemitische Einstellungen beim vorwiegend jungen Publikum zu verfestigen drohe. Deutlich erinnert die antizionistische Propaganda an die Stimmungsmache während des Gaza-Kriegs 2014. Is­rael feindlich gesinnt zu sein, gehört schon seit den neunziger Jahren zum guten Ton im Deutschrap. Lange bevor der hegemonial gewordene Gangsta- oder Straßenrap eine größere Rolle in der hiesigen Szene spielte, rühmten sich deutschsprachige HipHopper wie beispielsweise Freundeskreis bereits dafür, »Antifas mit Intifadaschal« zu sein.

Die Ablehnung Israels geht einher mit einem antiamerikanischen, antiimperialistischen Weltbild, wie es bereits die Studentenrapper von Blumentopf in dem 2003 veröffentlichten Song »Danke Bush!« zeigten.

Die Ablehnung Israels geht einher mit einem antiamerikanischen, antiimperialistischen Weltbild, wie es die Studentenrapper von Blumentopf bereits in dem 2003 veröffentlichten Song »Danke Bush!« zeigten: »Danke Bush, endlich wissen wir, was los ist am Golf/Dass man dort jahrelang UN-Resolutionen nicht befolgt/Danke, dass wir jetzt wissen, dass das schon reicht für ’nen Krieg/Obwohl in ­Israel seit 30 Jahren das Gleiche geschieht.« Derzeit spielen die Söhne aus Hamburger Reihenhäusern allerdings keine große Rolle beim Israel-Diss.

Vorne mit dabei sind dagegen die üblichen Verdächtigen wie der Berliner Musikproduzent und Ghetto-Rapper Sido. Auf Instagram postete Sido die unvermeidliche Palästina­fahne; sein in Mülheim an der Ruhr großgewordener Kollege Manuellsen, ein Islam-Konvertit, der eigenen Angaben zufolge mit den türkischen Hells Angels verbandelt ist, verbreitete den Hashtag #PLM (Palestinian Lives Matter) und die Fahne des nicht existierenden Staates.

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