Wie die Linkspartei das Club­sterben verhindern will

Bässe unter Schutz

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Auch in Dresden stellt das Clubsterben eine reale Bedrohung für die Szene dar. Felix Buchta, der Pressesprecher des jungen Clubs »Objekt klein a«, begrüßt den Antrag. »Die Maßnahmen sind ein positives Zeichen für alle, die bundesweit progressive Clubkulturarbeit unter prekären Umständen betreiben«, sagt er der Jungle World. Das »agent of change«-Prinzip hätte beispielsweise auch dem Dresdener Club Sabotage helfen können, der 2017 wegen Lärm und Nachverdichtung habe schließen müssen, so Buchta.

»Objekt klein a« plädiert schon seit einer Weile für die Einführung von Kulturschutzgebieten für die Dresdner Neustadt und das Industriegelände, in dem der Club mit drei weiteren ansässig ist. »Gerade da müssen wir ein schleichendes Heranrücken der Wohnbebauung fürchten. Dieser hotspot der Dresdner Clubkultur steht seit jeher im Konflikt mit der nahegelegenen Hellersiedlung, einer der größten Kleingartenkolonien Deutschlands.«

Auch die Mietentwicklung in der Stadt stelle eine akute Gefahr für den Club dar. »Hier und da das Gemeinwohl vor das Recht auf Eigentum zu stellen und verantwortungslose Immobilienbesitzer zu enteignen, wäre sicherlich zweckdienlich. Wer sagt denn, dass ein Autobahnbau dem Gemeinwohl zuträglicher ist als die Bewahrung einer Kultur­institution?« fragt Buchta. Trotz der Notwendigkeit politischer Intervention möchte er allerdings den gegenkulturellen Geist der Szene bewahren: »Mein Credo wäre: So viel Unterstützung wie nötig, so wenig Eingriff wie möglich!«
Auch in Leipzig besteht dem Club­betreiber Steffen Kache zufolge die akute Gefahr eines Clubsterbens. »Es gibt hier sechs ernstzunehmende Clubs und drei sind von der Schließung bedroht«, sagt er der Jungle World. Auch sein Club Distillery muss in den nächsten zwei Jahren seinen Standort nach über 24 Jahren verlassen, weil daneben ein neues Wohngebiet entstehen soll. Kache ist im Bundesvorstand der »Live Musik Kommission« (Livekomm). Den Antrag der Linkspartei findet er zwar inhaltlich gut, kritisiert aber mangelnde Konsultation: »Was uns als Livekomm daran ärgert, ist, dass das mit uns nicht abgesprochen wurde.« Ein Kulturraumschutzgesetz hat der Verband schon längst selbst gefordert, Gespräche zwischen Livekomm und den Grünen im Bundestag zum Thema gab es bereits. »Ich hätte mir eine gemeinsame Aktion gewünscht, auch zusammen mit anderen Verbänden. Denn ein Antrag, der nur von der Opposition kommt, wird wahrscheinlich scheitern, und das ist ärgerlich.«

Caren Lay zufolge gab es wechselnde und unterschiedliche Signale aus an­deren Fraktionen, von den Grünen bis zur Union. Die Erfolgsaussichten für ihren Antrag sehen mau aus. »Der Erfolg misst sich aber daran, ob es gelingt, das Thema und das Überleben von Clubkultur auf die Agenda zu bringen«, sagt Lay. Am 7. November wurde der Antrag vom Bundestag in den Bauausschuss überwiesen, wo alle Fraktionen sich damit beschäftigen. Eine parlamentarische Lösung wäre allerdings auch nur ein kleiner Fortschritt. Denn viele Clubs sind mehr als wirtschaft­liche Betriebe. Sie sind gegenkulturelle Orte. Sie sind temporäre Paläste.