נושא - In Israel bestimmt die Herkunft das Wahlverhalten stark

Die Herkunft wählt mit

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Tendenziell wählen auch die äthiopischen Israelis eher konservativ und daher den Likud. Für diesen saß zwischen 2015 und April 2019 Avraham Neguise in der Knesset, einige Jahre lang war er der einzige Abgeordnete afrikanischer Herkunft. Bei den Wahlen im April verlor er allerdings seinen Sitz.

Derzeit gibt es zwei Abgeordnete äthiopischer Herkunft in der Knesset, beide von Blau-Weiß. Eine ist Pnina Tamano-Shata, die erste Frau äthiopischer Herkunft im israelischen Parlament. Sie gibt sich kämpferisch. »Die Commu­nity will endlich eine Vertretung durch Personen, die die vielen Schwierigkeiten aus erster Hand kennen«, sagte sie beispielsweise. Ein Streitpunkt ist der Nachzug von Familienangehörigen, die noch in Äthiopien leben. Entgegen entsprechenden Zusagen des Likud konnten im vergangenen Jahr nur 1.000 von ihnen nach Israel kommen. Das hat für Verärgerung gesorgt, wovon Blau-Weiß bei den kommenden Wahlen zu profitieren hofft.

Eine andere Bevölkerungsgruppe, die traditionell eigene Parteien wählt, sind Israels Araber – ungefähr ein Fünftel der Bevölkerung. Ihre politische Bedeutung war lange Zeit zu vernachlässigen. Damit sollte 2015 Schluss sein. »Wir wollen in der Politik endlich eine zentrale Rolle spielen«, sagte damals Ayman Odeh, der Anführer des linken Wahlbündnisses Hadash, das sich mit drei arabischen Parteien zusammentat. Diese Vereinte Liste stellte nach den Wahlen 2015 die drittstärkste Fraktion. Doch im April traten die Parteien wieder getrennt an. Ihre Ergebnisse waren so schlecht, dass es für die anstehenden Wahlen erneut ein Bündnis gibt.

Eine exklusiv arabische und dezidiert antizionistische Haltung waren immer schon für den Wahlkampf der arabischen Parteien prägend. So war eine Zusammenarbeit mit den meisten jüdischen Parteien beinahe ausgeschlossen. Wollte ein Zusammenschluss arabischer Parteien mit jüdischen Parteien kooperieren, müsste er den alten ideologischen Ballast abwerfen – was ihm von Hardlinern sofort als Verrat angelastet werden könnte. Verharrte eine solche Liste oder eine ihrer Nachfolgeparteien in den üblichen Positionen, blieben die Araber weiterhin politische Außenseiter. Aber auch da tut sich gerade etwas: Ayman Odeh erklärte Anfang August überraschend seine Bereitschaft, ein Mitte-links-Bündnis zu unterstützen. Er gab das Ziel aus, »die rechtsradikale Regierung« zu stürzen.