Autonomes Zentrum vor dem Aus

»Es wäre ein dramatischer Verlust«

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Interview Von

Ist das Rozbrat mehr als ein Ort für Subkultur?
Jakubowski: Im Gegensatz zu manch einem autonomen Zentrum in Deutschland handelt es sich beim Rozbrat nicht nur um einen Ort linker Subkultur, wo verschiedene Veranstaltungen und Konzerte stattfinden, sondern es ist als soziales Zentrum enorm wichtig für die politischen Bewegungen. Nicht nur politische Initiativen nutzen das Rozbrat, es beherbergt auch die größte anarchistische Bibliothek in Polen und bringt verschiedene Generationen der polnischen Linken zusammen. Wer ins Rozbrat geht, trifft auch viele sogenannte normale Leute, die aus der Stadt kommen und am Geschehen im Zentrum teilnehmen. Das Rozbrat könnte somit auch eine Vorbildfunktion für viele linke Zentren in Deutschland haben.

Gibt es in Poznań eine Solidaritätsbewegung für das Zentrum?
Stanislaw Kowalski: Das Rozbrat ist nach 25 Jahren erfolgreichen Wirkens aus der Stadt nicht mehr wegzudenken und besitzt in Poznań einen ähnlichen Stellenwert wie die Rote Flora in Hamburg, ohne eine touristische ­Attraktion zu sein. Zahlreiche Kulturschaffende aus ganz Polen und Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt haben sich inzwischen mit dem Rozbrat solidarisch erklärt. Sollte das Zentrum zwangsgeräumt werden, wäre das ein dramatischer Verlust für die gesamte Region. Für den 14. September ist eine große Solidaritätsdemonstration in Poznań geplant.

Vor einigen Jahren wurde der Widerstand von Mietern aus der Stolarska-Straße in Poznań gegen ihre Vertreibung auch in Berlin bekannt. Wie ist dort die Situation?
Kowalski: Das Haus in der Stolarska-Straße, dessen Mieter von der Wohnmafia belästigt wurden und sich dagegen gewehrt haben, steht bis heute leer. Die Mieter sind umgezogen, manche von ihnen haben Sozialwohnungen erhalten. Die für die Belästigung Verantwortlichen sind nach einem über sechs Jahre andauernden Prozess zu Gefängnisstrafen von zwei Jahren verurteilt worden.