Die AfD-Aussteigerin Franziska Schreiber warnt vor verborgenen Zielen der Partei

»Wenn die Zeit reif ist«

Seite 2

In ihrem Buch schildert Schreiber, dass die AfD auch bei der öffent­lichen Verbreitung anderer klassischer Ziele rechtsextremer Politik auf den richtigen Moment warte. Die Forderung nach der Wiedereinführung der Todesstrafe, schreibt Schreiber, sei intern häufig zu hören. Auch hier ist es den Angaben der Autorin zufolge die Sorge vor dem Verfassungsschutz, die AfD-Politiker dazu veranlasst, sich in dieser Sache noch zurückhalten.

Auch die deutschen Ostgrenzen würde so mancher in der AfD gerne ändern – wenn auch nicht durch Angriffskriege, fügt Schreiber einschränkend hinzu. Die Städte, die einst Danzig, Stettin und Königsberg hießen, würden solche Parteimitglieder gerne »heim ins Reich hohlen«. Das bereite der AfD-Führung zurzeit noch Sorgen. »Ein Programmparteitag, auf dem das Parteivolk derartiges verlangen und durchsetzen würde, wäre ein Albtraum für die Parteiführung. Die Antwort von Sven Tritschler auf zu offensive Forderungen war immer: Es ist noch nicht die richtige Stunde. Wenn die Zeit reif ist und die Bürger bereit sind, ändern wir das«, sagt Schreiber.

Wann dieser Zeitpunkt kommen wird, sei in der Partei umstritten. Höcke etwa sage: »Wir machen so lange Fundamentalopposition, bis wir die Mehrheit haben.« Schreiber zufolge gibt es noch eine andere Taktik: »Für viel Chaos und Gewalt durch Muslime und Linke sorgen. In dieser Situation will man dann als Ordnungsmacht auf­treten, als letzter Garant, und stärkste politische Kraft werden.« Gauland wolle dann nicht nur Politiker austauschen, sondern das System. Auch Höcke rede von einer Revolution. »Viele träumen davon, sich das Land in einem Staatsstreich anzueignen.«

Für Schreiber steht fest: »Konservativ oder gar liberal ist an der Partei nichts mehr.« Die Gruppe, die sich für eine solche Politik einsetzt, die »Alternative Mitte«, sei schwach und verliere zudem noch an Bedeutung. In Landesverbänden wie in Thüringen gebe es überhaupt keine nennenswerte Oppo­sition gegen die rechtsextreme Politik.

Ihr Austritt aus der Partei und ihr Aufruf, bei der jüngsten Bundestagswahl die FDP zu wählen, hatte Folgen für die 28jährige: Sie sei bedroht worden, ehemalige Parteifreunde hätten ihr gewünscht, von einem Flüchtling vergewaltigt zu werden. Polizeischutz habe sie jedoch keinen. »Bei manchen Gelegenheiten«, sagt Schreiber, »habe ich ein mulmiges Gefühl. Mit meinen Möglichkeiten versuche ich, mich zu schützen, aber ich bin jung und habe keine Kinder und einer muss die Wahrheit über diese Partei aufschreiben.«