Die Bundesregierung betreibt Indus­triepolitik bei der Künstlichen Intelligenz

Politik für die Maschinen

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Deutsche Roboterhersteller, die bereits jetzt in China und in den USA ziemlich gut verdienen – der Abteilung »Robotik und Automation« des »Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau« zufolge wuchs die Branche seit 2010 um etwa zehn Prozent jährlich –, sollen auch im KI-Zeitalter ihre führende Position behalten. Das ist das erklärte Ziel nicht nur der Bundes­regierung, sondern auch von Branchenführern wie dem Softwarekonzern SAP.

In einem SAP-Strategiepapier vom Februar geht es auch noch um ein anderes Problem: Expertenschätzungen ­zufolge dürften künftig zwischen fünf und 47 Prozent der heutzutage bestehenden Berufe durch KI wegrationalisiert werden. Das könne schlecht für die »soziale Akzeptanz« von KI sein. Die Industrie müsse deshalb »Vertrauen in diese Technologien schaffen«, so Bernd Leukert vom SAP-Vorstand. Im Strategiepapier der Bundesregierung ist die Rede von einer »Organisation gesellschaftlicher Dialoge über den Umgang mit KI«. Auch eine »Begleitung von sozialpartnerschaftlichen Dialogen bei der nachhaltigen Integration von KI in die Arbeitswelt« kündigte die ­Regierung an. Angesichts der Notwendigkeit des umfassenden Einsatzes von KI für den Erfolg des deutschen Wirtschaftsstandorts ist die vorausschauende Befriedung möglicher gesellschaftlicher Gegenreaktionen Teil der nationalen KI-Strategie.

Europa müsse zusammenhalten, um angesichts der Entwicklungen künstlicher Intelligenz seine Interessen auch global gegen die Riesen USA und China vertreten zu können, sagte Macron im März dem US-amerikanischen Technologiemagazin Wired. Es werde »Kämpfe um die Souveränität geben, die Technologie zu regulieren«, so Macron. »Es wird Handels- und Innovationskämpfe geben, wie auch in anderen Sektoren.« Auch die Bundesregierung postulierte: »Deutschland kann im internationalen Wettbewerb langfristig nur als Teil ­eines europäischen Ansatzes bestehen.«

Wirtschaftsminister Altmaier hatte deshalb Anfang Juli den Aufbau eines europäischen KI-Konzerns nach dem Vorbild von Airbus angeregt, um besonders bei selbststeuernden Autos mit Giganten wie Google konkurrieren zu können. So will die Bundesregierung verhindern, dass Deutschland bei den Entwicklungen der kommenden ­Jahre ins Hintertreffen gerät. Durch den sprunghaften Fortschritt in der Computertechnologie würden »weltweit die ›Claims‹ neu abgesteckt«, so Altmaier. Der Minister warnte: »Aus bisherigen Verlierern der Globalisierung können Gewinner werden – und umgekehrt.«