Nebenwiderspruch

Wenn das Präsidentenamt erst zweimal zu vergeben war und es beim zweiten Mal an eine Frau geht, scheint in Sachen Geschlechtergerechtigkeit auf den ersten Blick alles auf dem rechten Weg. Dennoch war die Wahl Bidhya Devi Bhandaris am Mittwoch vergangener Woche in Nepal, das erst 2008 nach der Abschaffung der Monarchie eine parlamentarische Republik wurde, etwas Besonderes. Auch wenn Bhandari als Präsidentin vor allem repräsentative Aufgaben haben wird, könnte sich mit ihr an der Spitze am gesellschaftlichen Status von Frauen im Land etwas ändern. Frauen und ethnische Minderheiten werden in der patriarchalen und durch ein strenges Kastenwesen gegliederten nepalesischen Gesellschaft stark diskriminiert. Bhandari will mehr für ausgegrenzte Gruppen tun und setzte sich etwa dafür ein, dass zumindest ein Drittel der Sitze des nepalesischen Parlaments weiblichen Abgeordneten vorbehalten werden. Als langjährige Vorsitzende der über zwei Millionen Mitglieder zählenden Frauenorganisation All-Nepal Women’s Association der Kommunistischen Partei Nepals (Vereinigte Marxisten-Leninisten) (CPN (UML)) versuchte sie, auch in anderen Bereichen mehr Rechte für Frauen durchzusetzen. Es bleibt also zu hoffen, dass unter ihrer Präsidentschaft der Kampf um Gleichberechtigung nicht nur als Nebenwiderspruch behandelt wird.

Seit ihrer Jugend ist Bhandari in der Kommunistischen Partei Nepals politisch aktiv, in dem Teil, der später in der CPN (UML) aufging. Seit 2009 ist sie stellvertretende Parteivorsitzende. Mehrmals wurde sie als Abgeordnete ins Parlament gewählt und unterstützte die Proteste gegen die Monarchie. Bhandari war seit 2013 zudem Mitglied der Verfassungsgebenden Versammlung. Erst im September wurde die neue Verfassung verabschiedet, begleitet von blutigen Protesten mit Dutzenden Toten. Vor allem Minderheiten fühlten sich weiterhin diskriminiert, einige hinduistische Gruppen störten sich an der säkularen Ausrichtung. Doch auch Feministinnen kritisierten die Verfassung und Bhandaris Unterstützung für diese wegen der darin enthaltenen Bestimmungen über die Staatsbürgerschaft. Diese kann nur über den Vater vererbt werden, so gelten Millionen Menschen in Nepal als staatenlos. Dass eine Frau Staatsoberhaupt wird, reicht eben noch lange nicht aus.