Öl verbindet

George Haswani ist ein griechisch-orthodoxer Geschäftsmann aus Syrien. Als unerlässlicher Mittelsmann zwischen Russland und Syrien konnte er bislang in Frieden seinen Geschäften nachgehen. Vor zwei Jahren tauchten erste Berichte auf, die ihn als CEO einer Firma namens Hesco auswiesen, einer der größten Maschinenbaufirmen Syriens. Der unternehmerische Frieden könnte jedoch bald vor-bei sein. Nach Aussagen mehrerer europäischer Diplomaten soll Haswanis Hesco nämlich auch eine Erdgasproduktionsfirma in Taqba betreiben, an der sowohl der »Islamische Staat« (IS) als auch das Regime Bashar al-Assads Anteile besitzen. Die Anfang März erlassenen EU-Sanktionen gegen das syrische Regime richten sich nun vor allem gegen Haswani. Wie sich herausstellte, konnte der IS einige lukrative Geschäftsfelder für sich erobern. Dies schließt vor allem den Verkauf von Öl ein, das die Jihadisten zuvor aus eroberten Ölfeldern in Ostsyrien gewonnen hatten. Offenbar hat der IS das Öl über Haswani längere Zeit zurück an das Regime Assads verkauft. Die angeblich so strikt verfeindeten Lager hätten geschäftlich also durchaus opportunistisch kooperiert.
Haswani war immer schon ein wichtiger Mann in Syrien. Während seines Studiums in Moskau konnte er bereits gute Kontakte knüpfen. Hesco hat wichtige Verträge mit russischen Öl- und Gasfirmen abgeschlossen; Haswanis Schwiegersohn leitet das Moskauer Büro. In Syrien verfügt Haswani ebenso über gute Verbindungen. So wirkte er 2013 als Zwischenhändler bei Verhandlungen zwischen der islamistischen al-Nusra-Front und dem Regime Assads. Mehrere festgehaltene christliche Nonnen wurden dank ihm ohne weiteres von den Islamisten freigelassen. Doch auch persönliche Verbindungen konnte er zum syrischen Regime knüpfen: In zweiter Ehe mit einer alawitischen Frau aus Latakia verheiratet, ist er ein angesehener Mann in syrischen Regierungskreisen. Sollten sich die EU-Sanktionen als begründet herausstellen, würden sie zeigen, dass das Regime Assads durch einen christlichen Mittelsmann selbst erheblich zum Erfolg des IS beigetragen hat. Dies würde das Regime, das sich gerne als unersetzlicher Beschützer kultureller Minderheiten in Syrien gibt, in ein schiefes Licht rücken. Auch Haswani wird den Gürtel etwas enger schnallen müssen: Seine Konten in der EU wurden bereits eingefroren.