Die Bundesregierung und die Jugendarbeitslosigkeit

Verwende deine ­Jugend

Mit einem Förderprogramm wollte die Bundesregierung etwas gegen die Jugendarbeitslosigkeit in Europa unternehmen. Nun ist ihr das Fördergeld ausgegangen.

Angesichts der anstehenden Europawahlen sieht man derzeit überall Plakate, auf denen die Parteien versprechen, die Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa zu bekämpfen. Schon die schwarz-gelbe Bundesregierung hat sich diesem Thema gewidmet. Nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei Besuchen in Griechenland, Spanien und Portugal von der Bevölkerung wegen des von Deutschland forcierten »Spardiktats« kein herzlicher Empfang bereitet worden war, initiierte die Bundesregierung 2013 das Förderprogramm »MobiPro EU«, um Jugendlichen aus den Krisenstaaten eine Ausbildung in Deutschland zu ermöglichen. Die damalige Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) tingelte durch Spanien und machte eifrig Reklame für dieses Programm, das sie als »gelebte europäische Solidarität« verkaufte. Ganz uneigennützig war das Programm selbstverständlich nicht, hierzulande wurde es vor allem als Maßnahme der Koalition gegen den von der Wirtschaft beklagten Mangel an Fachkräften beworben. Merkel und von der Leyen ließen sich für »MobiPro EU« feiern, Politiker der Großen Koalition werteten es kürzlich als großen Erfolg. Nun sind der Regierung die Fördermittel ausgegangen.
Auf der Website »The Job of My Life« teilt die für die Umsetzung des Programms zuständige Bundesagentur für Arbeit (BA) mit, dass seit dem 8. April keine Anträge mehr angenommen werden. Bis Ende März hätten sich 9 000 Jugendliche beworben, das seien mehr, als man erwartet habe, sagt die BA. Angesichts einer Jugendarbeitslosigkeit, die in den Krisenstaaten seit Jahren konstant bei teilweise über 50 Prozent liegt, kann man wohl kaum von Naivität sprechen.
Mehrere Medien berichteten nun übereinstimmend von zahlreichen Jugendlichen, die im März in Deutschland gestrandet sind und nicht wissen, wovon sie leben sollen. »Mit dem Erlernen deines neuen Berufes und der Eingewöhnung in einem neuen Land hast du schon viel zu tun. Gut, dass du dir um die Kosten deines Aufenthaltes keine Gedanken machen musst. Denn darum kümmern wir uns«, hatte die BA versprochen. Das klingt wie Hohn, überraschend ist es nicht. Betrachtet man die Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt, hat man nicht den Eindruck, der Regierung gehe es um das Wohlergehen der Jugend. In den vergangenen Jahren hat sie sich vor allem darum gekümmert, den Nachwuchs möglichst zügig in die Prekarität zu befördern. 2012 kam eine Studie der IG Metall zu dem Ergebnis, dass die jungen Menschen vom vielgelobten wirtschaftlichen Aufschwung nicht profitieren. Ein Drittel aller unter 35jährigen arbeitet in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen, 2013 bezog in der Altersgruppe der 15- bis 24jährigen jeder Zweite einen Niedriglohn. Vor der Bologna-Reform, der Verkürzung der Gymnasialzeit und der »Agenda 2010« wartete auf Auszubildende nach der Lehre die unbefristete Festanstellung, Abiturienten machten Interrail-Reisen und überlegten sich in Ruhe, wie es weitergeht – Jugendarbeitslosigkeit war kein Thema. Während man damals oft mit 21 Jahren erst mit dem Studium begann oder einen regulären Arbeitsvertrag unterzeichnete, ist man in diesem Alter heutzutage ein Fall für das Jobcenter, das einen als billige Arbeitskraft vermittelt. Und das ist dann der »job of your life«.