Talmi

Immer sicher

Im Katalog jener geheimen Supergrundrechte, die nur Hans-Peter Friedrich, Anshu Jain und dem Illuminatenorden bekannt sind, rangiert die Sicherheit ganz oben, und in einer Zeit, in der ganze Länder pleite gehen und Leute wie Stefan Raab Kanzlerduelle moderieren, will man es den Leuten nicht verübeln, wenn sie das wenige, was sie besitzen dürfen, entschlossen an sich pressen: Sicherheit als die Chance, morgen noch unter ähnlichen Bedingungen vegetieren zu dürfen wie heute. Sicherheit ist nicht die sorglose Selbstverständlichkeit stabiler Grundrechte, sondern »Security«, die kurzfristige, privatwirtschaftlich organisierte Ordnung, die jederzeit zugunsten einer neuen aufgehoben werden kann. Umso erstaunlicher, dass bisher nur Automobil- und Finanzindustrie mit dem Thema Sicherheit hausieren gehen, doch wird allmählich die Universalität des Sujets erkannt. In der Welt der Hygieneprodukte waren es einst nur die Hersteller von Damenbinden, die die Sicherheit als Argument anführten – ist doch von alters her bekannt, dass die weibliche Physiognomie besonders überwachungs- und regulierungsbedürftig ist. Die Firma Zewa überträgt diese patriarchale Urangst nun aufs Klopapier: »Zewa – das Verwöhnsichere« heißt das neueste Produkt. Wie groß war bislang unsere Angst beim Toilettengang, uns nicht der vollkommenen papiernen Verwöhnung sicher sein zu können! Enthielt herkömmliches Toilettenpapier doch in jedem dritten Blatt Sägespäne, Glassplitter oder lebende Skorpione! Die nackte Panik trieb uns zur Harn- und Stuhlverhaltung, der Abort war ein Ort des Schreckens. Nun haben wir sie, die Verwöhnsicherheits-Taskforce aus Schweden. Möge sie uns nun alle Tage recht froh am Arsch vorbeigehen.

Leo Fischer ist Chefredakteur des Satiremagazins Titanic.