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Der große Vorteil von Printmedien in diesen Zeiten immer größerer Informationsfluten ist, dass sie die Fülle an Nachrichten und Meldungen, die jeden Tag über die diversen Bildschirme flimmern, sichten, sortieren und die hoffentlich wichtigsten und interessantesten herausfiltern. Die Themen, die in der Jungle World landen, sind selbstverständlich nur eine win­zige, fast schon mikroskopisch kleine Auswahl aus den Themen, die im Laufe einer Woche über die hölzernen und virtuellen Schreibtische der Redaktion gehen. Würde es wirklich jedes Thema ins Blatt schaffen, müsste der Postbote Donnerstags mit einem Tieflader zur Arbeit kommen, und der Stückpreis läge wohl auch eher irgendwo zwischen Einbauküche und Mittelklassewagen.
Dabei bleiben natürlich viele Nachrichten und Geschichten auf der Strecke, die eigentlich allseitige Beachtung verdient hätten. Die Meldung »Riesen-Keks geklaut« jedenfalls hat in der Redaktion zunächst für einiges Aufsehen gesorgt, auch wenn sich bei näherer Betrachtung dann herausstellte, dass es sich doch nur um den Diebstahl eines vergoldeten Messingkunstwerks am Firmensitz des Bahlsen-Konzerns handelte. Ein einfacher Wertmetalldiebstahl. Wie langweilig …
Rainer Brüderle und der »Herrenwitz« dagegen geben mehr als nur Anlass zum Kopfschütteln, auch wenn die meisten unter uns ohnehin das Zentrum der Emanzipation und Aufklärung nie in der bundesdeutschen Spitzenpolitik vermutet haben dürften. Übrigens ist Brüderle in Landau in der Pfalz aufgewachsen. Ein Kollege weiß diesbezüglich, oder sagen wir, fast diesbezüglich Interessantes zu berichten: Als er vor ein paar Jahren mal dort war, wurde ihm zu später Stunde am Tresen erzählt, dass vor nicht allzu langer Zeit Betrunkene in den örtlichen Zoo eingebrochen seien und Pinguine verprügelt hätten. Das hat zwar mit Brüderle nichts zu tun, denn für so was ist er schließlich schon seit geschätzten 50 Jahren zu alt, aber es ist eine Geschichte, die mindestens einen so hohen Nachrichtenwert hat wie die vom Riesen-Keks. Und die haben wir Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser, jetzt ja schließlich auch schon erfolgreich unterge­jubelt.