»Ein stressfreier Rahmen«

Der Karlsplatz in Wien ist nicht nur bei Touristen beliebt, auch die sogenannte »offene« Drogenszene trifft sich gerne dort. Seit Sommer vergangenen Jahres wird der Platz immer wieder geräumt, potentielle Drogenkonsumenten werden unter Androhung von Strafen des Platzes verwiesen. Vergangene Woche trat nun eine Initiative an die Öffentlichkeit, die ­Unterschriften für eine Petition sammelt, mit der die Einrichtung von Konsumräumen sowie deren rechtliche Absicherung gefordert wird. Die Jungle World sprach mit einem Mitglied der »Initiative Drogenkonsumraum«.

Welche Vorteile bietet ein Drogenkonsumraum den Konsumenten?
Vor allem bietet er einen geschützten, stressfreien Rahmen für den Drogenkonsum. Er schafft eine Atmosphäre, in der weniger Fehler, vor allem weniger tödliche Fehler als auf öffentlichen Plätzen geschehen. Auch sorgen angemessene Hygienebedingungen für einen besseren Schutz vor Infektionen durch Krankheiten. Nicht zuletzt bietet ein Konsumraum die Möglichkeit, auch weiterführende Hilfen anzubieten.
Was ist das Problem bei der Hygiene?
Die Wiener Drogenberatungsstelle »Ganslwirt« beispielsweise, die die gleiche Klientel bedient, die wir ansprechen, tauscht im Jahr rund eine halbe Million gebrauchter Spritzen gegen neue aus. Trotzdem sind Erhebungen der Stelle zufolge 70 Prozent der Besucher mit Hepatitis C infiziert. Es wird zwar der Zugang zu sauberen Spritzen, aber eben nicht zu sauberen Räumen gewährt.
Wie stehen Sie zu dem Vorwurf, die Nachbarschaft würde durch die Einrichtung eines Konsumraums belästigt?
Uns ist natürlich bewusst, dass sich die Konsumenten im Umfeld eines solchen Raumes aufhalten. Deshalb fordern wir, dass der Konsumraum in ein bereits bestehendes Konzept integriert wird, das an Orten ansetzt, wo Konsumhandlungen ohnehin in der Nachbarschaft stattfinden. Die könnten dann dadurch gemindert werden.
Fördert ein solcher Ort, an den sich Konsumenten zurückziehen, nicht die Verdrängung der Suchtproblematik aus dem öffentlichen Raum?
Das ist eine sehr berechtigte Frage. In der Schweiz gibt es beispielsweise Konsumräume, und anscheinend glauben die Züricher, dass es keine Drogen konsumierenden Menschen mehr in ihrer Stadt gibt. So etwas möchten wir natürlich nicht bewirken. Um das zu vermeiden, wäre ein Konsumraum ideal, der zentral gelegen ist, wo der Konsum in Ruhe stattfinden kann und trotzdem keine Verdrängung stattfindet.