So war es bei den Antiimps

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Altare mit Stoffblumen, Kerzen, gerahmte Heldenfotos darauf. Überall Öcalan-Bilder. Dies ist nicht das PKK-Hauptquartier, sondern das »Mesopotamische Bildungszentrum« in Berlin. Hier will heute, am Mittwoch, dem 23. Februar, die erste Garde des deutschen Antiimperialismus darüber beraten, was von der arabischen Revolution zu halten sei. 26 Personen sind erschienen, um dem prominenten Podium zu lauschen. Doch der Prominenteste fehlt: Kharam Khella (was Adorno für die Antideutschen ist, ist Khella für die Antiimps) ist erkrankt. So sitzen an dem Tisch vor der riesigen Kurdistan-Flagge nur drei Männer. Links Said Dudin, der Butz Peters (»Die Geschichte der RAF«) zufolge schon Horst Mahler und weitere Mitglieder der RAF ins Ausbildungscamp der al-Fatah geholt hat. Er hat ein Pali-Tuch um den Hals. Rechts sitzt Nick Brauns von der Jungen Welt, der seit Jahren ein »Bündnis des islamisch-religiösen Widerstands gegen Imperialismus und Zionismus mit der säkularen Linken« fordert. In der Mitte sitzt ein sehr dicker Mann mit Bart: Dieter Elken von der »Marxistischen Initiative«.
Dudin erklärt, weshalb die ägyptische Revolution in der Jahrtausende alten Tradition der antikolonialen Aufstände stehe. Brauns sagt, die islamistischen Bewegungen seien eine Gefahr für die Revolution, weil sie eben keine nationale, antiimperialistische Bewegung wie die Hizbollah seien, sondern bürgerliche Kräfte. Die türkische AKP sei ein trojanisches Pferd der USA und die Muslimbrüder orientierten sich an der AKP. Über Libyen wird geschwiegen. Später sagt Dudin, dass er Gaddafi für einen faschistoiden Wachhund des europäischen Imperialismus halte. Dass der »Antiimperialist« Gaddafi und sein Kumpel Hugo Chávez das völlig anders sehen, wird lieber nicht thematisiert. Das antiimperialistische Weltbild wankt schon genug in der Realität, zumindest hier in diesem schmucken PKK-Tempel soll es stabil bleiben.