»Die Portugiesen haben ja kein Geld«

Lou Schreurs ist der Vermieter des Ferienhauses, in dem die Redaktion der Jungle World in Portugal wohnte. Er ist Bauunternehmer. 1988 zog er, wie er sagt, vor allem wegen des Klimas aus Holland hierher. Anfangs hat er LKW verkauft, dann stieg er auch hier ins Baugeschäft ein. Eines Abends kam er mit zwei Flaschen Rotwein, Eigenanbau, bei uns vorbei.
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Was machen Sie hier als Bauunternehmer?
Ich kaufe Grundstücke, baue Häuser darauf und verkaufe. Ich versuche es. Jetzt ist der Markt im Eimer. Seit zwei Jahren habe ich nichts mehr gebaut. Ich plane gerade ein Projekt für Rentner aus Nord­europa, die haben Geld. Die Portugiesen haben ja kein Geld.
Weshalb haben Sie sich ausgerechnet hier niedergelassen?
In Nordportugal hat man schon ein deutlich kühleres Klima. Die richtig reichen Portugiesen haben alle ein Haus in der Gegend von Cascais. Die Algarve ist eigentlich nicht Portugal, das ist Ausland. Die Algarve ist im Winter ausgestorben, man sieht immer die gleichen Leute, die gleichen Holländer. Das wollen wir nicht.
Hier gibt es aber auch ein paar Holländer, oder?
Oh, ja. Hier in der Gegend leben 5 000 bis 6 000 Holländer, auch ein paar Deutsche. Und viele Engländer.
In der Villa nebenan wohnen gerade auch Holländer.
Ja, das sind Blumenzüchter. Die bauen hier an. In Portugal kann man die Blumen zwei Monate eher ernten als in Holland.
Die Holländer kaufen dafür das Land hier auf?
Nein, die pachten das Land, oft auch nur für ein Jahr. Sie sind mit zehn LKW voller Blumenzwiebeln gekommen, und ein Bus kam mit Arbeitern aus Polen. Die haben auch hier in einem der Ferienhäuser gewohnt, im Juni. Die Blumen gehen nach Holland.
Von Holländern für Holländer?
Es werden verschiedene Balkon- und Gartenpflanzen angebaut, aber auch Schnittblumen. Einer züchtet ausschließlich Callas. Die gehen von hier nach Aalsmeer in Holland und werden dort an der Blumenbörse versteigert. Von da aus gehen sie in alle Welt. Unter Umständen werden sie wieder nach Portugal geliefert. Zur Hochsaison gingen hier zwei LKW pro Woche nach Holland, jeweils bis zu 350 000 Schnittblumen pro LKW.
Die Holländer scheinen Portugal zu kolonisieren.
Jetzt kommen auch die amerikanischen Evangelisten, und die bringen viel Geld mit. Die kaufen alte Kinos auf und eröffnen darin ihre Kirchen. Die klappern alle Türen ab und versuchen die Menschen zu missionieren.