LeserInnenworld

Jungle World 24/09: »Das Islamistchen«
Für Judith Butler zu konservativ
Ich frage mich nicht zum ersten Mal, aber doch anlässlich dieses Artikels besonders überrascht, was »der Westen« eigentlich erwartet: Was müsste ein Tariq Ramadan eigentlich alles leisten, bis man ihn als Reformer akzeptiert? Dass er den Koran als Gotteswort ansieht und beibehalten will, kann man ihm wirklich nicht ankreiden, soviel Glauben muss man Muslimen einfach zugestehen. Was die Berichte der Prophetenworte angeht, ist Ramadan kei­neswegs so unkritisch, wie der Autor behauptet, und viele übliche Vorschriften des traditionellen Islam hinterfragt er. Was Geschlechterrollen angeht, ist er für meinen an Judith Butler geschulten feministischen Geschmack zwar auch zu konservativ, aber damit steht er ja nicht allein da! Auch unter Deutschen, Demokraten, Christen wie Athe­isten, gibt es viele Leute, die annehmen, dass Frauen mehr zur Familie neigten als Männer. Deswegen sind sie keine Umstürzler, Verbrecher oder Terroristen. Ebenso muss Muslimen Konservativismus gestattet sein, solange wir in einem liberalen und in keinem Gesinnungsstaat leben.
Beste Grüße, Hilal Sezgin, Barnstedt

Jungle World 21/09: »Niemand muss Deutschland lieben«
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Als langjähriger DDR-Bürger fand ich den Artikel teilweise verwirrend, aber die Feststellung, dass es in der DDR politisch, militärisch usw. nicht völlig anders gewesen sei als in der BRD, fand ich sehr unglaubwürdig. Auch in dieser Zeitung ist es also so, das die DDR frei verunglimpft werden kann ohne Gegenwehr, von jedem, der Lust dazu hat: »Die westdeutsche Ideologie bleibt über den Osten autoritär.« Bitte, antworten Sie mir nicht. Es genügt, wenn nachgedacht wird.
Mit freundlichen Grüßen, Gerhard Ulbrich