Drei gerade Sätze

Die Mädchen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, das nächste deutsche Topmodel zu werden, können einem sehr Leid tun. Nicht etwa, weil es bisher keines geschafft hat, in einem Atemzug mit den wirklichen Spitzen-Modellen genannt zu werden und die Medienpräsenz der Ex-Kandidatinen schlicht darin besteht, in irgendwelchen Pro7-Magazinen ein paar Worte über die Bewerberinnen der aktuellen Staffel zu sagen.
Mitleiderregend sind vielmehr die Anforderungen, die an die künftigen Has-Beens gestellt werden: Einerseits sollen sie eigenständige Persönlichkeiten mit Wiedererkennungswert sein, Ecken und Kanten haben usw. Andererseits müssen sie möglichst klaglos alles tun, was von ihnen verlangt wird, vom Tauchgang im eiskalten Meer bis hin zum Auftritt mit irgendwelchen Cheerleaderinnen. Wer es wagt, Angst oder auch nur Widerwillen zu ­zeigen, wird von der Jury gnadenlos zusammengeschissen. Wer diese ominöse eckig-kantige Persönlichkeit nicht zeigt, übrigens auch.
Bislang ist dieser Widerspruch noch keiner der Kandidatinnen aufgefallen, was vielleicht auch daran liegt, dass die Mädchen viel zu erschöpft zum Nachdenken sind. Denn sie müssen nicht nur alles lernen, was ein Model so kön­nen muss – also im Grunde über einen Laufsteg stolzieren, lächeln und Kleider tragen –, nein, sie müssen auch noch Heidi Klum ertragen.
Und Heidi Klum nervt. Wie halt jeder nervt, der nicht in der Lage ist, sich in verständlichen Sätzen auszudrücken, und den Drang hat, alles Gesagte gleich mehrmals in unterschiedlichen Variationen vorzutragen.
Immerhin, drei Sätze beherrscht sie: 1. Der Kunde entscheidet, was mit deinen Haaren geschieht. 2. Ich habe heute leider kein Foto für dich. 3. Nur eine kann Germany’s Next Topmodel werden.