Böse Welt, Teil II

Dem Gorilla geht es gar nicht gut

Das »Jahr der schlechten Nachrichten« (Angela Merkel) hat begonnen. Böse Welt, Teil II

20 Jahre Mauerfall, 60 Jahre Grundgesetz und BRD, 90 Jahre Weimarer Verfassung – 2009 wird hart. Das Fernsehen begleitet das Gedenkjahr mit Guido-Knopp-Dokumentationen im Stunden­takt und Event-Filmen, Jan Josef Liefers hat innerhalb von nur sechs Monaten Erich Honecker und Konrad Adenauer zu mimen, Martina Gedeck muss sogar gleichzeitig Bärbel Bohley, die Giraffe im Museum Koenig und die Stadt Weimar spielen – keine leichte Aufgabe. Das deutsche Volk wird der ganzen Welt wieder seine neue Lockerheit und wahnsinnig gute Laune zeigen, dies­mal anlässlich der Weltmeisterschaft im Sportkegeln im eigenen Land vom 11. bis 23. Mai. Da die Halle im baden-württembergischen Dettenheim für die Millionen Fans zu klein ist, wird in Berlin die Straße des 17. Juni zur »größten Kegelbahn der Welt« erklärt, und die Deutschen rollen begeistert durch das Brandenburger Tor – besondere Verkleidungen unnötig, die meisten gehen als Kegel oder kugeln von Natur aus problemlos durch.
Nicht einmal im fernen Afrika hat man Ruhe vor ihnen. Papst Benedikt XVI. hat es 2009 unter ver­schärfte Aussicht gestellt: »Es geht darum, dass ein Kontinent mit großem Potenzial und gro­ßem Reichtum an Ressourcen – nicht nur materiellen, sondern vor allem menschlichen Ressourcen – endlich seinen Beitrag leisten kann für die Mensch­heit und die Kirche von heute und morgen« (Vatikansprecher Pater Lombardi). Die Afrikaner sollen also gefälligst auch mal einen Beitrag leisten und sich nicht immer nur die schöne Kirchenkollekte schicken und ansonsten den lieben Gott einen schwarzen Mann sein lassen.
Aber als wäre der »schwarze Kontinent« mit dem angedrohten Besuch des Papstes bei dessen mensch­lichen Ressourcen nicht schon genug gestraft, nein, auch seinen Viechern geht es an den Pelz: Die Vereinten Nationen haben 2009 zum Jahr des Gorillas erklärt. Denn dem Gorilla geht es schlecht. Er wird bald sterben. Als wäre das nicht schon schlimm genug, ist ihm nun Senta Berger als Gorilla-Botschafterin an die Seite gestellt worden. Das dürfte der Todesstoß für die sensiblen Tiere sein. Das wünscht man ja dem ärgsten Feind nicht: Dass man ganz am Ende auf dem Sterbebett liegt, glaubt, es bald endlich geschafft zu haben, und dann kommt Senta Berger plötzlich zur Tür rein. Statt weiser letzter Worte erklingt die Cliff­hanger-Melodie einer Vorabendserie des ZDF. Arme Gorillas!
Und am Jahresende sitzen dann Senta Berger, das Grundgesetz, Martina Gedeck, ein Kegel und ein Gorilla bei Johannes B. Kerner auf der Couch und plaudern über das neue Deutschland.