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Word up!

Das Unwort. Man kennt das Prozedere: Gegen Ende des Jahres werden in der Presse die Favoriten für das »Unwort des Jahres« verkündet. Unter den Vorschlägen finden sich auch 2007 Wörter, die man nie mehr hören möchte: Die »grundrechtsschonende Überwachungspraxis« gehört ebenso zu ihnen wie der »Bundestrojaner«. Einen Arzt möchte man auch in Zukunft nicht »Patientenmanager« nennen. Und in der Tat waren die Geschehnisse in Mügeln keine »Aversionsjagd«, wie sie der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Böhmer (CDU), nannte, sondern ein zünftiges Pogrom in der Zone.

Aber mal ehrlich: Die Kür des »Unworts« gehört zum deutschen Jahres­endritus wie die Weihnachtsgans und der Brummschädel am 1. Januar. Das gewählte Wort wird von den Sprechern der »Tagesschau« abgenickt, stellvertretend für alle, die sich einig sind, wie schlimm es ist. Und das macht das »Unwort« eigentlich längst zum »Unwort des Jahres«. Vielleicht im nächsten Jahr! mst

Neues vom Mottenschutz

Benefiz für Tiere. Man kennt Musiker, die ausschließlich für Geld auftreten, andere, die aus Spaß auf der Bühne stehen, und solche, die Musik um ihrer selbst willen machen. Doch es gibt sie noch, die aufrechten Künstler mit einem wahrlich kritischen Bewusstsein, die »conscious artists«, denen das Schicksal unseres Planeten nicht schnuppe ist.

In der vergangenen Woche konnte man einigen beim Musizieren zusehen. Byron Bogues, Anne Anderson und Dr. Motte traten in Frankfurt bei der Veranstaltung »Justice Beatz – Techno for Animal Liberation« auf. Die Räume dürften weniger der Bässe wegen vibriert haben, sondern vor allem wegen der kompromisslosen Attitüde. So sagte der prominen­te DJ Dr. Motte vor der Party: »Aufklärung ist wichtiger als Gesetze. Jedes Lebewesen hat ein Recht auf Glück. Und Tiere sind fühlende Lebewesen.« Im Club herrschte noch dazu ein »Echtpelzverbot«. Liebe Blumen und Bäume, Kühe und Ferkel, Füchse und Nerze, Bienen und Motten: Es gibt Hoffnung! mst

Captain a.D.

Star Trek. Auch ältere Herrschaften brauchen eine Beschäftigung. Deshalb ist William Shatners Wut verständlich. Er darf im neuen »Star-Trek«-Film nicht mitspielen. Andererseits: Wie hätte ein Science-­Fiction-Film mit einem 76jährigen als Captain Kirk aussehen sollen? Wie eine zweistündige, futuristische Hüftoperation? Einen Grund für Shatner an Bord der Enterprise hätte es aber gegeben: Der Mann singt. Und zwar falsch. Er singt schrecklich. Nun hat er Zeit, seinem Hobby noch häufiger nachzugehen und weitere Platten zu veröffentlichen. Und Scotty kann ihn nicht wegbeamen. James Doohan, der den Bordingenieur spielte, ist bekanntlich ja schon tot. mst

Bio wird schwul

Werbekampagne. In manchen Stadtteilen bundesdeutscher Großstädte gibt es so viele Biomärkte wie andernorts Filialen von »Schlecker«. Damit sich die Zahl der Ökoläden noch erhöht, haben 500 so genannte Na­turkostfachgeschäfte die Werbekampagne »Echt Bio« initiiert. Es soll Schluss sein mit der »anonymen Massenware«.

Wer das Ansinnen unterstützt und Äpfel und Birnen ganz unanonym beim Vornamen nennen will, kann sich für die Kampagne bewerben. Als Model? Nein, die Macher wollen »die Models auf den Titelseiten und Plakaten durch echte Menschen ersetzen«. Mitmachen dürfen wirklich alle: » Alte und Junge, Männer und Frauen, In- und AusländerInnen, Dicke, Dünne, Zopfträger und Glatze, Kinder, Schwule, Singles und Verliebte.« Man sieht: Bioprodukte sind nicht nur gesund, sie machen auch unglaublich tolerant. Sogar Schwule und Ausländer dürfen auf die Bilder! Der kleine Nachteil: »Viel zu kassieren gibt es nicht.« Aber es handelt sich ja wirklich um eine gute Sache. mst