Vor Jahren machte mich ein Freund auf die Seite AllofMP3.com aufmerksam. Das sei ein russischer Anbieter, der günstig Musikdownloads zur Verfügung stelle. Für wenige Cent bekomme man einen Song, für einen Dollar ein ganzes Album. Bezahlt werde per Kreditkarte.
Für mich kam das damals nicht in Frage. Warum sollte ich für etwas bezahlen, was es woanders umsonst gab? Der Musiktauschbörsen waren viele, und jeder rippte, was er kriegen konnte. Was es für lau nicht gab, blieb unbeachtet. Nie wäre ich jedenfalls auf die Idee gekommen, einem russischen (!) Internetanbieter (!) den Zugriff auf meine Kreditkarte (!) zu gestatten. Eher antworte ich auf E-Mails mit der Betreffzeile »Eilig Geschaeftsvorschlag!«
Doch dann kam alles anders. Die Lobbyisten der westlichen Musikindustrie machten wegen AllofMP3 Druck auf ihre politischen Vertreter, diese gaben den Druck an ihre russischen Kollegen weiter, und seit ein, zwei Wochen ist AllofMP3 offline. Damit nicht genug. Nur kurze Zeit später verabschiedete der deutsche Bundestag das so genannte neue Urheberrecht. Es stellt die Nutzung von Tauschbörsen unter Strafe, sowohl für Anbieter als auch für User. Schwere Verfolgung droht zwar kaum, aber legal ist das Musiksaugen nun auch nicht mehr.
Und siehe da: Fast gleichzeitig bietet der russische Musikdienst allTunes allen ehemaligen AllofMP3-Kunden an, mit den alten Accounts zu guten Konditionen Musik zu erstehen und wie gewohnt mit der Kreditkarte zu bezahlen. Das sind die gleichen Gauner wie früher – jede Wette. Aber diesmal bin ich dabei. Der deutsche Staat drängt mich in die Arme der Russenmafia.
www.limewire.com/, http://alltunes.com/, http://de.wikipedia.org/wiki/File_Sharing
