Deutsches Haus

Eine Passantin entdeckte am frühen Mor­gen des 5. Juli einen antisemitischen Schriftzug und ein Hakenkreuz in der Straße Alt-Rudow in Berlin-Neukölln. Außerdem wurde die Gedenktafel beschmiert, die an einen von den Nationalsozialisten ermordeten früheren Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Heinrich Stahl, erinnert. Erst vor einer knappen Woche war das Geburtshaus Stahls besprüht worden. Kurz nach der Niederlage Deutschlands gegen Italien bei der Fußballweltmeisterschaft am 4. Juli warfen rund 25 Männer und Frauen im Alter von 16 bis 33 Jahren auf dem Marktplatz von Quedlinburg (Sachsen-Anhalt) die Stühle und Tische eines ita­lienischen Eiscafés um. Die Gruppe heizte nach Angaben der Polizei mit Parolen und Getrommel die Stimmung an; einige Personen warfen mit Flaschen. Polizei­beamte mussten die Gruppe mit Schlagstöcken zurücktreiben und das Lokal sichern, in dem sich der Inhaber und mehrere Gäste befanden. Ein Polizeibeamter wurde leicht verletzt. Gegen die Angreifer wird wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruchs ermittelt. In Mag­deburg (Sachsen-Anhalt) warfen am gleichen Abend mehrere Personen die Blumenkästen der Gaststätte »La Bodega« um. Bei der anschließenden Auseinandersetzung wurde der Inhaber des Lokals von drei Personen im Alter von 19, 20 und 26 Jahren leicht verletzt. In Stendal (Sachsen-Anhalt) hielt die Polizei nach dem Fußballspiel eine Gruppe von 40 Personen, die sich auf dem Marktplatz versammelt hatte, davon ab, zur »Gelateria Italia« zu ziehen und dort Schaden anzurichten. Der Inhaber des Lokals hatte zuvor anonyme Drohanrufe erhalten. In der Innenstadt von Wolfsburg (Niedersachsen) trafen zur gleichen Zeit etwa 500 deutsche Fans auf 400 feiernde Italiener. Die Deutschen grölten rassistische Parolen und zeigten den Hitlergruß, sie trugen NSDAP-Fahnen und andere Gegen­stände mit rechtsextremer Symbolik mit sich. »Die deutschen Fans zeigten sich aggressiv, gingen auch auf die Beamten los«, berichtete ein Sprecher der Polizei. 13 Deutsche wurden festgenommen, gegen neun von ihnen wurde Strafanzeige gestellt. Ein Mann und eine Frau griffen am Abend des 3. Juli in Döllstädt (Thüringen) einen Jugendlichen dunkler Hautfarbe an. Die Täter stiegen aus einem Auto aus, in dem eine weitere Person saß, und beschimpften den 17jährigen mit den Worten »Nigger« und »schwarzes Schwein«. Dann schlug der Mann ihn mit der Faust ins Gesicht und zerriss sein T-Shirt. Der Jugendliche konnte fliehen, wurde aber von den Angreifern noch eine Weile mit dem Auto verfolgt, bevor sie davonfuhren. Der 17jährige musste sich wegen Verletzungen an den Augen und am Mund einer ambulanten ärztlichen Behandlung unterziehen. Den mutmaß­lichen Tätern, welche die Polizei einen Tag später ermitteln konnte, wird Körper­verletzung und Sachbeschädigung vorgeworfen. Die Polizei prüft, ob der Angriff einen rassistischen Hintergrund hat­te.

gs