Deutsches Haus

Drei Unbekannte griffen am Nachmittag des 22. Juni im Berliner Stadtteil Lichtenberg einen 14jährigen Vietnamesen an. Sie schlugen und traten in der Frankfurter Allee auf den Jungen ein bis er auf dem Boden lag und beleidigten ihn mit rassistischen Parolen. Anschließend nahmen sie ihm den Geldbeutel ab und flüchteten. Der 14jährige musste sich im Krankenhaus behandeln lassen. Bei den Tätern soll es sich um etwa 20jährige Deutsche handeln. Ebenfalls am 22. Juni wurden im Berliner Stadtteil Wilmersdorf antisemitische Schmierereien entdeckt. Eine Schautafel in der Franzensbader Straße, die darauf hinweist, dass sich an diesem Ort früher eine Synagoge befand, war mit rotem Filzstift angemalt worden. Wie der Kölner Stadt-Anzeiger am 21. Juni berichtete, werden in Bonn (Nordrhein-Westfalen) eine deutsche Familie kurdischer Herkunft sowie zwei iranische Familien bereits seit zwei Jahren von Unbekannten schikaniert. Zuletzt wurden Bäume in den Vorgärten der Familien auf dem Brüser Berg beschädigt, darunter zehn Zypressenbäume im Garten einer der iranischen Familien. In der Vergangenheit hatten die Familien insgesamt elf zerstochene Reifen, gesprühte Parolen wie »Türke go home« auf den Gehwegen oder auf ihren Autos sowie einen Drohbrief der Polizei gemeldet. Die nahm die Vorfälle nicht ernst. »Man hat uns behandelt, als wenn wir Verbrecher wären«, schilderte ein Familienmitglied dem Blatt. In der Nacht zum 18. Juni schlugen und traten zwei junge Männer aus Merseburg (Sachsen-Anhalt) einen 26jährigen Serben in einer Regionalbahn Richtung Querfurt. Dem Angegriffenen gelang es, am Bahnhof Mücheln aus dem Zug zu fliehen. Er erlitt Prellungen und Schürfwunden. Den Tatverdächtigen wird gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Nach Informationen der Polizei gehören sie der rechten Szene an. Die Polizei schließt einen fremdenfeindlichen Hintergrund nicht aus. Am Morgen des 15. Juni überfielen sechs Jugendliche in Berlin-Lichterfelde eine 27jährige Frau aus Cote d’Ivoire. Die Frau, die seit zwei Jahren in Deutschland lebt, sagte der Polizei, sie sei auf dem Weg zum Supermarkt Im Westfalenring festgehalten worden. Einer der Unbekannten habe ihr ins Gesicht geschlagen, ein anderer mit dem Knie in den Bauch gestoßen. Die Jugendlichen hätten sie mit rassistischen Sprüchen beleidigt und ihr Geld weggenommen. Die 27jährige blieb unverletzt. In den ersten vier Monaten des Jahres 2006 registrierte die Polizei 3 489 rechtsextreme Straftaten. Das waren über 400 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Anzahl der Gewalttaten stieg um über 20 Prozent, von 147 im Jahr 2005 auf 180 im Jahr 2006. Das ergab eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag an die Bundesregierung. Allein im April verzeichnete das Bundesinnenministerium bislang 55 Gewalttaten mit rechtem Hintergrund, wie Petra Pau (Linkspartei) am Wochenende bekannt gab.

gs