Deutsches Haus

In der Nacht zum 12. Januar haben drei junge Männer in Erfurt (Thüringen) einen Iraker zusammengeschlagen. Die zwischen 17 und 23 Jahre alten Täter seien in der Straßenbahn mit dem Mann »in Konflikt geraten«, teilte die Polizei mit. An einer Haltestelle in einem Wohngebiet kam es zu Handgreiflichkeiten. Der Iraker wurde mit einer Flasche am Kopf verletzt und musste im Krankenhaus behandelt werden. Weil der Straßenbahnfahrer die Polizei alarmierte, konnten die Jugendlichen festgenommen werden. Zwei von ihnen seien wegen Propagandadelikten und schwerer Körperverletzung bekannt, gab die Polizei an. Im aktuellen Fall sei jedoch »kein eindeutig fremdenfeindlicher Hintergrund« nachzuweisen. Am 10. Januar scheiterte die geplante Abschiebung des Togoers Alassane Moussbaou aus Mecklenburg-Vorpommern. Nach einem Bericht der Uetenser Nachrichten leistete der Mann heftigen Widerstand, das habe das Innenministerium in Schwerin mitgeteilt. Angaben zu den näheren Umständen wollte eine Sprecherin nicht machen. Ein neues Abschiebedatum stehe noch nicht fest. Moussbaou, dessen Antrag auf Asyl abgelehnt wurde, befinde sich wieder in Abschiebehaft. In Togo regiert seit dem Jahr 1967 der Diktator Eyadema, der sich im vergangenen Jahr mithilfe eines Wahlbetrugs im Amt bestätigen ließ. Trotz der andauernden Menschenrechtsverletzungen und der systematischen politischen Verfolgung von Regimegegnern schiebt die Bundesrepublik Menschen in das westafrikanische Land ab. Am 9. Januar quälten und demütigten fünf rechtsextreme Jugendliche in Pömmelte (Sachsen-Anhalt) einen zwölfjährigen Jungen äthiopischer Herkunft. Die Angreifer malträtierten den Gymnasiasten an einer Bushaltestelle. Der Junge wurde getreten und geschlagen, einer der Täter drückte ihm eine glühende Zigarette ins Gesicht. Zudem musste er die Stiefel seiner Peininger lecken und Naziparolen aufsagen. Dabei wurde er mit einem Fotohandy gefilmt. Der Junge wurde mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Die Täter, die dem Umfeld der Kameradschaft Schönebeck zugerechnet werden, sind zwischen 14 und 19 Jahren alt, drei von ihnen sind der Polizei bereits bekannt. Wie die Leipziger Volkszeitung berichtete, war der Junge vor einem Jahr schon einmal seinen Peinigern in die Hände gefallen. Die Jugendlichen hatten ihn damals verprügelt. Seine Familie erstattete aus Angst keine Anzeige. Die Mobile Opferberatung Magdeburg hat in den ersten elf Tagen dieses Jahres bereits acht Gewalttaten in Sachsen-Anhalt registriert, die aus Rassismus begangen wurden. Die Sprecherin der Opferberatung, Zissi Sauermann, beklagt in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau den laxen Umgang der Justiz mit den rechten Gewalttätern. Es sei »gang und gäbe«, kritisierte sie, dass ein versuchter Totschlag am Ende einer Gerichtsverhandlung nur noch als gefährliche Körperverletzung bezeichnet würde und die Täter mit Bewährungsstrafen da­von­kä­men.

sk