Nachrichten

Spitze

Böhse Onkelz. In den deutschen Charts wird deutsch gesungen. Auch in der vorigen Woche waren die ersten drei Plätze wieder an deutschsprachige Acts vergeben. Nena landete mit ihrer neuen Platte auf dem dritten Platz, Wir sind Helden kamen auf den zweiten Platz und auch die Böhsen Onkelz waren dort, wo sie hingehören in Deutschland: auf dem ersten Platz. Von Null auf Eins platzierten sie sich mit einer Platte, die »Live in Hamburg« heißt.

Früher mussten Live-Alben schon »Live in Tokyo« oder »Live in Rio« heißen, damit sich irgendwer für eine Platte interessierte, auf der die eigene Lieblingsband schlecht gespielte Songs in schlimmer Klangqualität vor klatschenden Fans aufführte. Doch bei den Onkelz reicht auch: »Live in Hamburg«. Ihre Platte muss sogar so heißen, alles andere wäre Verrat am Vaterland. (aha)

Lesen mit Elke

Brigitte. Die Frauenzeitschrift Brigitte will nun auch eine eigene Buchreihe starten, so wie es die Süddeutsche Zeitung und die Bild-Zeitung bereits getan haben. Das wird auch Zeit, schließlich gehört Elke Heidenreich zu den Autorinnen, die in Brigitte über Bücher schreiben. Und wenn sie in Deutschland irgendeinen Roman über einen schwulen Fischer, der von seiner Großmutter zu wenig geliebt wird, empfiehlt, dann wird in Deutschland auch kräftig der Roman über den schwulen Fischer samt seiner herzlosen Großmutter gekauft. Brigitte will selbstverständlich vom Einfluss Heidenreichs profitieren, weshalb sie es auch sein wird, die die Brigitte-Bibliothek zusammenstellen darf. Zwei Titel der Reihe sind bereits bekannt: »Im Herzen des Tals« von Nigel Hanton und »Der Besuch des Leibarztes« von Per Olov Enquist. (aha)

Liebloses Berlin

Loveparade. Die Loveparade findet statt. In Tel Aviv, Acapulco und Santiago de Chile. In Berlin jedoch nicht. Dies war abzusehen, doch die eine oder der andere hoffte immer noch, dass die Absage der Loveparade abzuwenden ist. Aber nun ist es endgültig: Es gibt keine Loveparade im Jahr 2005 in Berlin. Die Stadt Berlin, der von den Organisatoren der Loveparade immer vorgeworfen wurde, diese zu behindern, gibt sich verständnislos: »Kaum vorstellbar« sei es, sagte Michael Donnermeyer, der Sprecher des Senats, dass »eine so starke Marke wie die Loveparade« ohne Sponsoren dastehe. Stimmt. Kaum vorstellbar. (aha)

100 Milliarden Joints

Informationsgesellschaft. Wer in den vergangenen Jahren den leisen Verdacht hegte, die Welt werde zusehends blöder, die Menschen verzettelten sich in Geplapper über Nichtigkeiten, wer schon immer dachte, Computer und erst recht Mobiltelefone seien allesamt elender Schwachsinn aus noch elenderen Parallelwelten, der hat seit Freitag vergangener Woche offiziell Recht: Mailen macht blöd, noch blöder als kiffen sogar.

Seit es SMS und E-Mails gibt, scheinen die Menschen nichts lieber zu machen, als entweder Nachrichten zu schreiben oder, mit weit verheerenderen Folgen, auf Nachrichten zu warten. Eine Studie der University Of London scheint es zu belegen: Das endlose Warten auf elektronische Nachrichten belastet den IQ doppelt so schwer wie etwa ein Joint.

Den Grund dafür verortet die Studie in der Tatsache, dass die Gehirne der User in eine ständige Alarmbereitschaft versetzt sind, die alles weitere Denken stark negativ beeinflusst. Immerhin werden tagtäglich rund 50 Milliarden E-Mails und andere short messages versendet. Der Auswirkung auf die tägliche Gesamtdenkleistung der Menschen auf diesem Planeten entspräche demnach alles in allem der Genuss von insgesamt 100 Milliarden Joints. Täglich.

Eine andere, ebenfalls erst kürzlich veröffentlichte Studie, relativiert die zu befürchtete Verdummung durch Multimedia aber entscheidend. Demnach hat sich die Feinmotorik, gerade der Daumenpartie jüngerer Menschen, durch das Herumspielen auf den Handys in letzter Zeit enorm weiterentwickelt. Beim Rollen von Joints ist das allemal hilfreich. (br)

Besser als der Papst

Friedrich Christian Flick. Wir wussten es immer schon, Friedrich Christian Flick ist eigentlich ein voll okayer Typ. Denn er hat es getan. Er hat gezahlt. In den Fonds zur Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter der Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft«. Fünf Millionen Euro hat er eingezahlt. Tusch und Hoch die Tassen!

Warum aber erst jetzt, nach dem Skandal um die so genannte »Flick-Collection«? Wahrscheinlich, weil plötzlich viele an Flicks Ehrenhaftigkeit zweifelten und von ihm eine Geste forderten. Doch ein echter Deutscher wie Flick lässt sich nicht zu etwas zwingen, er gibt freiwillig. Nicht weil er etwa müsste oder moralisch dazu verpflichtet wäre, hat er gezahlt, nein, einfach nur weil er eben gerne gibt. Friedrich Christian Flick ist ein guter Mensch. (aha)

Kein Hit mehr

Deutsche Charts. Gracia, die Gewinnerin des letzten deutschen Grand-Prix-Contests, hat es nun voll erwischt. Nach den Vorwürfen, ihr Titel »Run & Hide« sei nur aufgrund gezielter Manipulationen in den Hitparaden gelandet, wurde der Song nun für drei Monate aus den Charts genommen. Gracias Manager David Brandes, der die Manipulationen vorgenommen haben soll, steht außerdem ab sofort unter Beobachtung. Alle seine Popprodukte werden fortan extra geprüft, was ihn 600 Euro pro Titel kosten wird. (aha)