Lacht weiter!

Der letzte linke Student XXXIII

Der letzte linke Student ist fröhlich. Und das ist er, obwohl: er doch eigentlich traurig ist. Traurig ist der letzte linke Student, denn er ist in diesem Dokumentarfilm gewesen. Und fröhlich ist der letzte linke Student: aus Prinzip.

In dem Dokumentarfilm, in dem der letzte linke Student gewesen ist, hat ein alter Mann erzählt, warum er ein böser Mann ist. Denn: der alte Mann hat Krieg gewollt. Und: Krieg gemacht hat er auch. Und zwar: imperialistischen Krieg. Ein imperialistischer Krieg ist aber kein guter Krieg, sondern: ein böser Krieg. Wie nämlich: überhaupt alle Kriege böse sind. Das hat der Film ebenfalls gezeigt. Einen Soldaten hat der Film gezeigt, der in den Dschungel schießt. Und klar ist: wo geschossen wird, wird auch getroffen. Das ist sogar: glasklar. Allerdings: der alte Mann, der diesen Krieg und noch andere Kriege gemacht hat, gibt das zu. Also das: mit dem getroffen. Nur: der alte Mann bereut nichts. Und das ist der Skandal: dass der alte Mann nichts bereut! Dass er nicht sagt: tut mir Leid! Dass er nicht weint!

Darum ist der letzte linke Student eigentlich traurig. Weil den keiner sieht: diesen Skandal. Doch andererseits ist der letzte linke Student fröhlich. Weil er fröhlich sein will. Der letzte linke Student will fröhlich sein, damit er weitermachen kann. Denn nur wer lacht, wird auch lachend siegen. Der Sieg der Revolution ist eine Lachangelegenheit! Das steht auch im besonderen Notizbuch: »Die Bonzen und Bosse woll. uns uns. Lachen ersticken, indem sie uns traurig machen. Sie sündigen u. sind amoralisch, damit wir leiden. U. dann zeigen sie keine Reue danach, damit wir weiter leiden. Dagegen muss man fröhlich sein. Man muss aufstehen mit seinem Lachen. Laut werden. Man muss die Herren d. Welt mit ihren imp. Kriegen weg-lachen! Auch wenn’s schwer fällt.«

Das hat der letzte linke Student geschrieben, denn das ist ein Prinzip. Und damit auch eine Handlungsmaxime. Ihretwegen kommt der letzte linke Student lachend aus dem Kino. Und lacht weiter. Denn: einer wie er lässt sich nicht zum Traueropfer der Reaktionären machen. So! Und auch wir sollten schnell die Schreckensnachrichten beiseite legen und mal wieder richtig von Herzen drauflosgackern.

jörg sundermeier