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Von Freunden verlassen

Das Ende von »Friends«. In den USA ist letzte Woche die letzte Folge der Soap »Friends« ausgestrahlt worden, die als erfolgreichste Serie der Fernsehgeschichte gilt. In den USA hat dies zu kollektivem Durchdrehen der »Friends«-Fans geführt. 50 Millionen Amerikaner haben die letzte Folge gesehen, nachdem vorher ausgiebig darüber spekuliert worden war, wie sich das Finale gestalten wird. Viele verfolgten den final countdown auf extra veranstalteten »Friends«-Partys, auf denen man sich bevorzugt als seine persönliche »Friends«-Lieblingsfigur verkleidete.

Dabei hatten die Kritiker und Zuschauer beim Sendestart der Comedy im Herbst 1994 erst mal nur herzhaft gegähnt. Schon wieder eine Serie über die ewig gleichen Probleme der Mittzwanziger! Doch bald mussten Publikum und Presse einsehen, dass »Friends« richtig gut war.

Um »Friends«-Fans aus Deutschland jetzt schon die Spannung zu nehmen – die Serie wird hierzulande noch ein gutes Jahr im Fernseher laufen –, sei verraten, dass alles gut ausgehen wird. Rachel (Jennifer Aniston) und Ross (David Schwimmer) kommen endlich, endlich wieder zusammen, Joey (Matt LeBlanc) macht weiter als Schauspieler, Monica (Courtney Cox) und Chandler (Matthew Perry) bekommen von einer Leihmutter Zwillinge und ziehen gemeinsam in die Vorstadt.

Mickey gegen Moore

Michael Moore. In Cannes wird er laufen, der neue Film von Michael Moore mit dem Titel »Fahrenheit 911«. Doch wer den Film des inzwischen weltweit kommerziell erfolgreichsten Dokumentarfilmers in die Kinos bringen wird, das steht derzeit in den Sternen. Denn die Firma Miramax, die den Film über das Versagen der Bush-Regierung vor dem 11. September 2001 und Amerikas ehemalige Allianzen mit al-Qaida vertreiben sollte, gehört dem Disney-Konzern. Und dieser hat kein Interesse, es sich mit George W. Bush zu verscherzen. Schließlich steht in den USA der Präsidentschaftswahlkampf bevor, in den sich Moore mit seiner Anti-Bush-Doku einmischen möchte, während der traditionell konservative Disney-Konzern prinzipiell nichts gegen Bush einzuwenden hat. Außerdem geht es angeblich um Steuervorteile, die Disney durch einen Anti-Bush-Film aus dem eigenen Hause schwinden sieht.

Für Michael Moore, der ein Meister der Selbstinszenierung ist und es wie kein anderer versteht, die Dinge in für ihn vorteilhafte Bahnen zu lenken, kommt das Gezerre um seinen neuen Film bestimmt nur recht. Er kann sich weiter als Opfer eines repressiven Bush-Systems inszenieren und gleichzeitig als Held im Kampf gegen selbiges auftreten. Das Hin und Her um seinen Film dürfte Moore außerdem bald so viel Stoff geliefert haben, dass er daraus schon wieder seine nächste Dokumentation drehen könnte.

Der Ungeist von Jim Morrison

Totenkult. Nicht wenige Paris-Touristen besuchen noch vor dem Louvre und dem Eiffelturm das Grab von Jim Morrison, der im Alter von 27 Jahren verfettet in einer Pariser Badewanne den Drogentod gestorben ist, was ihn zur unsterblichen Legende machte. Wer das Grab von Morrison selbst bereits besucht hat, kennt die Bilder von weinenden Hippiemädchen und verstrahlten Jungs mit Gitarre vor Morrisons Gruft nur allzu gut. Andächtig im klassisch christlichen Totenkult-Sinne geht es hier jedenfalls nicht zu. Drogen werden bereits vorkonsumiert, Spliffs im Gedenken an den Rockgott herumgereicht und den restlichen Rotwein nmmt man direkt an Morrisons Grabstein zu sich.

Nun will man dieses Treiben nicht länger hinnehmen. Morrison »bereitet uns viele Probleme. Leider wollen die Amerikaner ihn nicht zurückhaben«, so Christian Charlet, der Chef des Pariser Friedhofs Père Lachaise, auf dem Morrison begraben liegt. Für Aufregung hat in letzter Zeit nicht nur die Drogenseligkeit der Morrison-Fans gesorgt, die auf dem Friedhof ihre Gedenkpartys feierten, sondern die Tatsache, dass immer mehr Pärchen – angeregt durch Morrisons Sexsymbol-Aura, die anscheinend auch post mortem noch vorhanden ist – zwischen den Grabsteinen vögeln würden. Sex, Drugs & Rock’n’Roll, schön und gut, aber doch bitte nicht auf dem Pariser Friedhof, so lautet das neue Credo aus Paris.

Der Sir des Reggae

Zum Tod von Clement »Sir Coxsone« Dodd. Der jamaikanische Reggae hat eine ganze Reihe unsterblicher Helden hervorgebracht, die sich – jeder auf seine Weise – verdient um diese ungemein aufregende und vielfältige Musik gemacht haben. Lee Perry ist der Alleskönner, King Tubby war der Studiohexer, Augustus Pablo der Kerl mit der Harmonika – und Bob Marley hatten wir ja auch noch. Ein weiterer in dieser Galerie der ganz Großen, einer der Ahnherren des Reggae, Clement »Sir Coxsone« Dodd, ist nun in Jamaika an den Folgen eines Herzleidens gestorben.

Wo der Reggae ohne ihn heute stünde? Man weiß es nicht. Ob Roots-Reggae ohne ihn so klänge, wie er klingt? Ganz bestimmt nicht. Schließlich verbindet man fast automatisch den echten, wahren und guten Reggae der siebziger Jahre mit dem von Dodd gegründeten mythischen Ort: dem Studio One in Jamaica. Hier entstanden unzählige unsterblicher Reggae-Songs, die uns auch heute noch zu Tränen rühren.

Dodd, der sich wie so viele der damaligen Reggae-Stars einen Adelstitel zulegte, ohne dafür die Queen von England um Erlaubnis zu fragen und sich »Sir Coxsone« nannte, war der Chefproduzent dieses Studios. Horace Andy, Dennis Brown, Alton Ellis, Bob Marley And The Wailers: All die Großen des Reggae produzierten im Studio One unter Dodds Fittichen ihre Singles, für über 6 000 von ihnen soll Dodd verantwortlich sein. Die klassischen Nummern aus Dodds Schmiede – das meiste entstand in den produktiven Siebzigern – sind auch heute noch größtenteils erhältlich. Das Londoner Label Soul Jazz veröffentlicht regelmäßig neue Compilations mit »Studio One«-Nummern. Ein Ende der Veröffentlichungsflut ist nicht abzusehen, der Fundus scheint beinahe unerschöpflich zu sein.