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Keine Belohnung

Irak/USA. Für ein Privileg hält Thomas Foley seinen neuen Job nicht. »Klingt das etwa wie eine Belohnung?« antwortete er auf den Vorwurf, seine Tätigkeit als Fundraiser für den Wahlkampf George W. Bushs habe den Ausschlag für seine Ernennung zum Direktor für die Entwicklung des öffentlichen Sektors im Irak gegeben. Beliebt wird er sich nicht machen, denn der größte Teil der ihm unterstellten Betriebe ist nicht konkurrenzfähig oder dient der nun überflüssig gewordenen Rüstungsproduktion.

Tatsächlich gibt es wenig Anlass, eine Entsendung in den Irak als Belohnung zu betrachten. Fast täglich kommt es zu Anschlägen auf US-Soldaten, und am Donnerstag der vergangenen Woche nahmen Terroristen erstmals seit Kriegsende ein ziviles Ziel ins Visier. Bei der Explosion einer Autobombe vor der jordanischen Botschaft starben mindestens 19 Menschen. Da Jordanien den beiden Töchtern Saddam Husseins Asyl gewährt, dürfte die Vertretung des Landes für baathistische Attentäter kein vorrangiges Ziel sein. In Erklärungen der al-Qaida dagegen wurde mehrfach zu Angriffen auf islamische Staaten aufgerufen, die mit den USA kooperieren. Die Ansar al-Islam, eine mit al-Qaida verbundene Gruppe, hat sich den Angaben der US-Armee zufolge reorganisiert und ist auch in Bagdad präsent.

Sünde! Sünde!

Vereinigte Staaten. »Schwierige Tage liegen vor der Anglikanischen Kirche«, hat Rowan Williams, der Erzbichof von Canterbury, erklärt. Und was führte zu dieser erfreulichen Entwicklung? In Minneapolis hat die Bischofskonferenz der US-amerikanischen Episkopalkirche, die zur Anglikanerkirche zählt, den Reverend Gene Robinson zum Bischof ernannt. Und der Reverend ist schwul. Da kommt Diskussionsbedarf in den kirchlichen Reihen auf.

Der Brite Andrew Carey vom anglikanischen Mainstream erklärte, der Rest der Kirche hänge der Lehre an, Sex solle ausschließlich in der Ehe stattfinden, die amerikanische Kirche scheine mit ihrer Entscheidung die christliche Tradition verlassen zu haben. »Homosexualität zu praktizieren, ist hier kulturell und rechtlich nicht akzeptiert«, sagt der Bischof Lim Cheng Ean, das Oberhaupt der anglikanischen Kirche in Malaysia. Sein nordafrikanischer Kollege Mouneer Anis sagt: »Wir können die Entscheidung, einen Mann zum Bischof zu wählen, der seine Frau verlassen hat (…), um mit einem anderen Mann in einer sexuellen Beziehung zu leben, nicht verstehen.« Jetzt wird ein anglikanischer Krisengipfel für den Herbst geplant.

Hoffnung und Ignoranz

Südafrika. Ohne Medikamentierung würden jedes Jahr 700 000 der mit Aids Infizierten sterben, bei einer ausreichenden Versorgung mit Aids-Präparaten wären es der Zeitung Mail & Guardian zufolge 400 000 weniger. Einige internationale Pharmakonzerne gewähren Entwicklungsländern neuerdings zwar Preisnachlässe, aber für die meisten der fünf Millionen HIV-positiven Südafrikaner sind diese Mittel viel zu teuer.

Das südafrikanische Pharmaunternehmen Aspen hat in der vergangenen Woche mit der Herstellung von Aids-Generika, billigen Kopien patentgeschützter Medikamente, begonnen. Sie sollen künftig, so ein überraschender Kabinettsbeschluss, über öffentliche Hilfseinrichtungen verteilt und an Privatkunden verkauft werden. Dies stelle aber nur einen kleinen Fortschritt dar, werfen viele NGO und Kirchenvertreter der Regierung vor. Viele Politiker seien immer noch der Überzeugung, dass andere Faktoren als HIV Aids auslösen. Njongonkulu Ndungane, der anglikanische Erzbischof Kapstadts, warf ihnen eine Apartheidspolitik gegen die Infizierten vor.

Anschlag vor dem Todesurteil

Indonesien. »Er hatte nicht persönlich etwas gegen die Australier; das Ziel waren die Amerikaner und die Juden«, sagte der Verteidiger Wiriwan Adnan nach der Verkündung des Todesurteils gegen den »Bali-Bomber« Amrozi bin Nurhasyim am Mittwoch der vergangenen Woche. Bei dem Bombenanschlag auf einen Nachtclub auf der indonesischen Insel Bali im Oktober 2002 waren über 200 Menschen, mehrheitlich Australier, ums Leben gekommen.

Einer ähnlichen Logik dürfte auch der Selbstmordattentäter gefolgt seien, der den Anschlag auf das J. W. Marriott-Hotel in Jakarta am Tag vor der Urteilsverkündung auf Bali ausgeführt hat. Diesmal starben zehn Menschen, fast alle Indonesier. Amrozi wird von den indonesischen Behörden in Beziehung zur militant-islamistischen Jemaah Islamiah gebracht, der Gruppe, die nach Meinung des Verteidigungsminister Matori Abdul Djalil auch für den Anschlag auf das Hotel verantwortlich ist. Dafür spreche insbesondere die Zusammensetzung des Sprengstoffs, die mit dem auf Bali verwendeten übereinstimme.

Neues Exportgut entdeckt

Philippinen/Japan. Die jungen Filipinas haben Japans 81jährigen Finanzminister Masajuro Shiokawa zu einer neuen Idee inspiriert. Am Rande des Treffens der asiatischen Finanzminister zeigte er sich über die hohe Anzahl junger Menschen in Manila erfreut und schlug der philippinischen Präsidentin Gloria Macapagal-Arroyo vor, zukünftig japanische Rentner unter tropischer Sonne pflegen zu lassen.

Hintergrund für den Vorschlag Shiokawas, der auch Großvater Shio genannt wird, ist die problematische Finanzierung des japanischen Sozialsystems, in dem Schätzungen zufolge im Jahr 2025 auf zwei Menschen im arbeitsfähigen Alter ein Rentner kommen wird. Arroyo hatte bei ihrem letzten Besuch in Japan gefordert, dass Japan seinen Arbeitsmarkt für philippinische Arbeitskräfte weiter öffnen sollte. Dieser Vorschlag rief den starken Widerstand der japanischen Rechten hervor, die ausgeprägte Überfremdungsängste kultiviert. Ihr skurrilstes Argument: Die Vorliebe der Filipinos für gekochtes Essen gefährde die japanische Kultur.