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Die beste Medizin

Rauchen. Eine nie versiegende Quelle des heiteren Unfugs sind wissenschaftliche Studien und Umfragen, insbesondere zu den Themen Liebe, Sex, Drogen und Gesundheit. Eine neue britische Studie über den Zusammenhang von Beruf, Rauchverhalten und Lebenserwartung gehört dazu. Dabei ist das Ergebnis bei Licht betrachtet ziemlich traurig. Denn der britische Epidemiologe Peter McCarron fand bei der Auswertung von 10 000 tödlich verlaufenen Krankheitsgeschichten von Akademikern heraus, dass Geisteswissenschaftler und Juristen relativ jung sterben, und zwar an Lungenkrebs oder Herzinfarkt. Dieser frühe Tod ereilt sie laut der im Journal of the Royal Society of Medicine veröffentlichten Studie gemeinerweise, obwohl sie nicht mal zu den stärksten Rauchern und Trinkern zählen. Dazu gehören jedoch die Mediziner, sie greifen schon während des Studiums großzügig zu Alkohol und Tabak, dennoch sind sie unter den Berufsgruppen mit der höchsten Lebenserwartung. Ein gesunder Lebenswandel scheint sich sogar nachteilig auf die Gesundheit auszuwirken, zumindest bei den Theologen. Während des Studiums gehören sie zu den Nicht- oder Wenigrauchern, sie sind keine Trinker und haben einen niedrigen Blutdruck. Aber das alles scheint nicht zu helfen, Theologen sterben laut dieser britischen Studie früh.

Was sagt einem das nun? Rauchen ist die beste Medizin? Leider lässt die Studie offen, ob die langlebigen Ärzte nicht vielleicht früh genug mit dem Nikotin und Alk aufgehört haben, nämlich zu einem Zeitpunkt, wo die Geisteswissenschaftler aus lauter Frust über schlecht bezahlte Jobs und schlecht gelaunte Philosophen erst richtig loslegen. Vielleicht müsste man auch die Herkunft der Ärzte unter die Lupe nehmen. Kriegten sie als Kinder mehr Vitamine, hatten sie mehr soziale Sicherheit, trieben sie mehr Sport? Man weiß es nicht.

Fernsehen gekauft

Medien. Er heißt Haim Saban, kommt aus Amerika und ist ein Medienmogul. Jetzt hat er tief in die Tasche gegriffen und eine ganze Fernsehgruppe gekauft. Nach monatelangen Verhandlungen ist er auf dem deutschen Fernsehmarkt eingestiegen und hat den Vertrag über den Kauf der Senderfamilie ProSiebenSat.1 unterschrieben. Saban wird damit zum ersten ausländischen Großinvestor im deutschen TV-Geschäft. Alles anders machen will er aber nicht, er betonte, dass er mit dem bisherigen Management der Fernsehgruppe zufrieden sei und daran festhalten will. Er sehe zugleich »nicht ausgeschöpfte Potenziale« bei der Senderfamilie. Um diese zu nutzen, wolle er die Beziehungen zwischen Hollywood und ProSiebenSat.1 ausbauen. Das heißt aber nicht, dass wir uns zukünftig den Kinobesuch schenken können, das Programm solle keinesfalls allein mit amerikanischen Blockbustern gefüllt werden, erklärte er.

Saban war bei ProSiebenSat.1 erst im zweiten Anlauf erfolgreich. Seine Gesellschaft übernimmt nun 36 Prozent des Grundkapitals und 72 Prozent der Stimmrechte der Fernsehgruppe. Der Kaufpreis soll den Angaben zufolge zu Beginn der nächsten Woche gezahlt werden. Über die Höhe wurde bislang offiziell nichts mitgeteilt; zuletzt wurde in Bankkreisen aber ein Betrag von gut einer Milliarde Euro genannt. Anfang Juni war ein erster Übernahmeversuch Sabans an Finanzierungsfragen gescheitert.

Neues von Kertész

Literatur. Der Literaturnobelpreisträger von 2002, Imre Kertész, hat einen neuen Roman geschrieben, der im ungarischen Original »Felszámolás« heißt und in Deutschland unter dem Titel »Aufrechnung« in die Läden kommt. Das Buch beschäftigt sich mit den Spätfolgen des Holocaust in Ungarn und dessen Auswirkungen auf die zweite Generation. Der 73jährige jüdische Autor, der mit seinem »Roman eines Schicksallosen« über seine Jugend in Auschwitz bekannt wurde, hat dieses Buch in der Stadt beendet, in der der Holocaust geplant wurde, in der deutschen Hauptstadt, wo Kertész als Stipendiat des Berliner Wissenschaftskollegs arbeitete.

Das neue Buch knüpfe lose an seinen Roman »Kaddisch für ein nicht geborenes Kind« an. »Figuren tauchen wieder auf, leben weiter ihr Leben, doch der neue Roman steht für sich selbst, die Vorgeschichte braucht man nicht zu kennen.« Das Buch reiht sich damit in sein Lebenswerk ein, das sich um die Erfahrung des Holocaust und dessen unzulängliche Aufarbeitung in Ungarn dreht.

Dort sollen im Herbst auch die Dreharbeiten für die Verfilmung von »Roman eines Schicksallosen« beginnen. Das Werk wird unter der Regie von Lajos Koltai, dem langjährigen Kameramann des ungarischen Filmregisseurs Istvan Szabo (»Mephisto«), verfilmt werden. Der ungarische Staat unterstützt die Produktion mit umgerechnet 3,7 Millionen Euro.

Take my breath away

Medizin. Man kennt die Technik aus der Zeit, als man den Führerschein gemacht hat und den obligatorischen Kurs über lebensrettende Maßnahmen am Unfallort abgerissen hat: die Mund-zu-Mund-Beatmung. Sie wurde einem anhand eines Puppenkopfs beigebracht, und das war ekelhaft genug. Im Stillen überlegte man, ob man im entscheidenden Augenblick zum Lebensretter taugen würde oder einfach als besonders feiges und zimperliches Geschöpf in die Justizgeschichte, Kapitel: unterlassene Hilfeleistungen, eingehen würde. Man beruhigte sich dann damit, dass man sich sagte, dass es auf das Unfallopfer ankomme; das könnte ja auch mordsattraktiv sein, und alles wäre halb so schlimm.

Der Mann, dem man diese Gedankenspiele verdankt, heißt Peter Safar und gilt als Erfinder der modernen Reanimationstechnik. Er wurde 1924 in Wien geboren, ging 1948 in die USA an die Universität Yale, veröffentlichte 1957 das bahnbrechende Handbuch »Das ABC der Reanimation« und starb jetzt 79jährig an Krebs.