Alles wird besser, weil …

… »Matrix Reloaded« daran erinnert, dass auch digitale Erlösung zwecklos ist. Der Hacker Neo sah sich im ersten Teil von »Matrix« mit der Entdeckung konfrontiert, dass die Welt, in der er seine Computerwelten baut, selbst eine computergenerierte Scheinwelt ist und dass es hinter dieser Traumwelt eine andere Wirklichkeit gibt, in der er als träumendes Wesen gefesselt wie in Platons Höhle vegetiert, ohne zu ahnen, dass er wie zigtausend andere als »Sklave« zur Energieproduktion für intelligente Maschinen herhalten muss. Das revolutionäre Konzept des Films macht Neo zum Erlöser, der aber nicht die Erlösung von der Matrix, sondern die Erlösung innerhalb der Matrix sucht. Denn die virtuelle Welt ist »eine Welt, in der alles möglich ist«. Man muss sie nur entsprechend programmieren, dann braucht man sich um Naturgesetze wie die Schwerkraft und um die Hinfälligkeit der Menschen keine Gedanken mehr zu machen.

Der zweite Teil widmet sich der Hinfälligkeit eines solchen Erlösungskonzepts und demonstriert an den »integralen Anomalien« und systemnotwendigen Fehlern, dass über Hölderlins paradoxe Einsicht auch das Leben in der digitalen Matrix nicht hinauskommt: »Wie sollten wir den Trieb unendlich fortzuschreiten, uns zu läutern, zu befreien verleugnen? Das wäre tierisch. Doch wir sollten auch des Triebs beschränkt zu werden, zu empfangen nicht stolz uns überheben, denn es wäre nicht menschlich und wir töteten uns selbst.« Das gilt für jede menschliche Matrix, auch wenn sie vom Computer generiert ist. Die »Matrix Revolution« im dritten Teil (ab 6. November) wird daran nichts ändern. Erlösung gibt es nur im Tod und ohne Tod kein Leben. Ein bisschen trivial, aber korrekt.

carl hegemann