Deutsches Haus

Wie die Gruppe Aktion 3. Welt Saar in einer Pressemitteilung berichtete, will die saarländische Landesregierung den selbstmordgefährdeten Kurden Tahsin Özdemir in die Türkei abschieben. Der 21jährige Mann wurde am Morgen des 1. Juli von der Polizei aus der Merziger Psychiatrie abgeholt, wo er sich in stationärer Behandlung befand. Die behandelnden Ärzte protestierten gegen das Vorgehen der Polizei. Der Landesregierung liegt bereits ein Attest vor, das die Suizidgefährdung des Mannes bestätigt. Dennoch soll die Abschiebung in Begleitung eines Unfallchirurgen unmittelbar bevorstehen. Im Anschluss an den Sieg der brasilianischen Mannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft am 30. Juni griffen deutsche Fans auf dem Berliner Kurfürstendamm brasilianische Fans an und bewarfen sie mit Flaschen. Auch in Offenbach (Hessen) wurden Brasilianer angegriffen und mit Bier überschüttet. Die Polizei nahm sechs Deutsche fest. Auf dem Sternplatz in Lüdenscheid (Nordrhein-Westfalen) attackierte eine Gruppe von zehn bis 15 Neonazis, darunter Mitglieder der lokalen NPD, eine kleinere Personengruppe mit Flaschen. Unter den Angegriffenen waren mehrere Ausländer. Zwei Personen wurden so schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Ein türkischer Passant, der das Geschehen fotografieren wollte, wurde von der Polizei daran gehindert. Die Beamten nahmen einen Neonazi und zwei der Angegriffenen fest. Am Abend des gleichen Tages brüllte eine Gruppe von fünf Männern auf dem Weg zur Synagoge in der Rykestraße im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg antisemitische Parolen. Drei Mitglieder der Jüdischen Gemeinde, die das Geschehen beobachteten, alarmierten die Polizei. Festgenommen wurden ein 33jähriger Mann aus Bohnsdorf und ein 28jähriger aus Niederschöneweide. Die übrigen konnten fliehen. Am 29. Juni wurde nach Angaben der Arbeitsgruppe Asyl der Christus-Kirchgemeinde Heppenheim (Hessen) ein marokkanischer Mann abgeschoben. Der 34jährige war vor elf Jahren nach Deutschland geflohen. Er hatte in Marokko an einer Demonstration für freie Meinungsäußerung an Schulen und Hochschulen teilgenommen, die von der Polizei brutal aufgelöst worden war. Viele seiner Mitdemonstranten waren damals festgenommen und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Dennoch wurde der Asylantrag des Mannes 1996 abgelehnt. Die Abschiebung kam zum jetzigen Zeitpunkt völlig überraschend für den Betroffenen. Rechte Jugendliche grölten am selben Wochenende in einer Kleingartenanlage in Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern) Parolen wie: »Ausländer raus!« Zwei junge Männer wurden festgenommen. Die erst am 28. Juni angezeigte Schändung des jüdischen Friedhofs in Strasburg (Mecklenburg-Vorpommern) kann nach Angaben der Polizei schon bis zu drei Wochen zuvor erfolgt sein. Ein Friedhofsverwalter hatte elf umgestürzte Grabsteine entdeckt. Am 22. Juni zogen mehr als 200 Neonazis durch Teile der Dortmunder Innenstadt und die Stadtteile Holthausen und Brechten (Nordrhein-Westfalen). Dabei kam es zu fremdenfeindlichen Pöbeleien und Sachbeschädigungen. Auch der Hitlergruß wurde gezeigt.