KT II 1/2

Die Kritische Theorie ist tot, es lebe die Kritische Theorie. Der Gedanke ist alt, allein, es fehlte die griffige Kurzformel für die kommende Kritische Theorie. Diedrich Diederichsen präsentierte sie nun ausgerechnet auf den Berliner Seiten der FAZ vom 11. Dezember: »KT II« soll die Rettung des linksradikalen Denkens buchstabiert werden, und Diederichsen hat auch genaue Vorstellungen darüber, was die »KT II« zu leisten im Stande sein sollte: »Diese KT II würde links und rechts nicht universal unterscheiden, sondern eher in Komposita wie linken Antikapitalismus und rechten, Linksfoucauldianer und Rechtsfoucauldianer, linke Black Nationalists und rechte et cetera unterscheiden, um so die Nahtstellen für die Patchworks aktueller linker Koalitionen diskutierbar zu machen.«

Das ist schon allerhand, und dass so viel Feinheit auf den Nahtstellen der Patchwork-Decken linker Diskurs-Grüppchen walten würde, hätte man sich nicht in kühnsten Alpträumen ausgemalt: Die höchstens nach Dutzenden zählenden Anhänger des einigermaßen in Vergessenheit geratenen katholischen Theologen und Trappisten Charles Eugène Vicomte de Foucauld nach »Links-« und »Rechtsfoucauldianern« zu sortieren - die schlechten ins Kröpfchen, die guten ins Koalitiönchen -, das schafft Arbeit für die kommenden Diskussionszirkel der »KT II«, wenigstens bis ins übernächste Heilige Jahr.